Mittwoch, 18. November 2009

Parallelwirtschaft

Es fällt nicht schwer, über Parallelgeschaften („White Trash“ und Subkultur) zu lästern. Kaum Beachtung findet aber bislang die andere Seite der Medaille. Während der Finanzsektor an Gewicht gewinnt, ist die Stimmung bei kleinen Firman katastrophal. „Wir haben es in den USA in der Tat mit zwei Wirtschaften zu tun“, schreibt Nouriel Roubini in einem lesenswerten Essay in Project Syndicate. Es gebe eine kleinere, die sich langsam erholt, und eine grössere, die sich immer noch in einem tieferen und anhaltenden Abwärtstrend befindet, so Wirtschaftsprofessor an der Stern School of Business an der New York University. Während die Grossbanken knapp ein Jahr nach der Finanzkrise erneut Rekordgewinne vorweisen und exzessive Boni ausschütten, klettert die Arbeitslosenquote auf ein Rekordhoch. Offiziell beträgt sie zur Zeit 10,2%, aber inoffiziell dürfte die Quote satte 17,5% erreicht haben. Viele Bundesstaaten und Kommunen sind vom Bankrott bedroht, bemerkt Roubini. Grund: Der dramatische Einbruch der Steuereinnahmen. Die meisten kommunalen Regierungen müssen daher ihre Ausgaben kürzen und entlassen Lehrer, Feuerwehrleute und Polizisten. Zugleich werden die Sozialleistungen und –dienste für die Armen verkürzt.

Die Regierungen erhöhen Haushaltsdefizit, um die Nachfrage zu stützen, aber Mainstreamökonomen sind dagegen. Die Ungleichheit bei den Einkommen und Vermögen steigt inzwischen wieder. Während die Börsen boomen, was die Wohlhabenden reicher macht, fallen die Immobilienpreise immer noch. Die Mittelschicht und die Armen, deren Vermögen hauptsächlich aus Eigenheim und nicht aus Aktien besteht, werden ärmer und ersticken schier in Schuldenlast. Die Grossbank Goldman, die ja nicht nur als „systemrelevant“ gilt, sondern inzwischen auch den Anspruch erhebt, „Gottes Werk“ zu verrichten, hat allein in den ersten 9 Monaten des Jahres 16 Mrd. $ an Boni ausbezahlt. 2007 betrug die Summe insgesamt etwas mehr als 20 Mrd. $.

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