Der IWF hebt im aktuellen Bericht (World Economic Outlook) hervor, dass das entschlossene Handeln der öffentlichen Hand zu einer Erholung der Industrieproduktion und des Welthandels geführt hat. Mit Bezugnahme auf die Verkündung des IWF räumt Robert Shiller in einem interessanten Essay („The Ghost in the Recovery Machine“) in Project Syndicate zwar ein, dass es den nationalen und internationalen Organisationen gelungen ist, seit dem Frühjahr für ein Zeichen einer Erholung gesorgt zu haben. Shiller’s Analyse beruht aber nicht auf quantitativen Fakten und einer Theorie (z.B. dem Konzept der Optimierung), sondern auf Geschichten (Erzählungen). Er ist sich bewusst, dass es gute Gründe für Vorsicht beim Einsatz von Geschichten gibt. Aber der Ökonomieprofessor an der Yale University vertritt die Ansicht, dass Regierungen und multilaterale Institutionen einige vernünftige Versuche unternommen haben, das Vertrauen wieder herzustellen, aber sie haben den Aufschwung nicht herbeigeführt. „Sie hatten Glück und die G20 befinden sich momentan ebenso wie die Regierungen, die Konjunkturprogramme auf den Weg brachten, in einer Phase der Glückseligkeit über ihren offensichtlichen Erfolg“, behauptet Shiller.
Zur Erinnerung: In seinem mit George Akerlof in diesem Jahr vorgelegten Buch „animal spirits“ beschreibt Shiller fünf verschiedene Ausdrucksformen von Animal Spirits: (1) Vertrauen, (2) Fairness, (3) Korruption und unmoralisches Verhalten, (4) Geldillusion und (5) Geschichten. Was ist, wenn Geschichten (Erzählungen) selber die Märkte beeinflussen? Wenn überzogene Interpretationen von Ereignissen die Realität verändern? Wenn sie ihren Teil zur Funktionsweise der Wirtschaft beitragen? Das sind Fragen, die Shiller in seinem erwähnten Buch einzeln erläutert. Er ist der Überzeugung, dass Rezessionen schliesslich im Allgemeinen dazu neigen, von selbst zu Ende zu gehen. Er zählt alle Rezessionen zwischen 1857-58 und 1910-12 dazu und argumentiert folgendermassen: (a) Die Nachfrage nach Investitionsgüter kann in schwer betroffenen Sektoren wieder ansteigen, nachdem eine Rezession physisches Kapital technologisch obsolet werden liess, (b) „Ausserdem sinken Zinssätze in einer Rezession tendenziell“ und (c) Auch die „Produktion kann wieder steigen, um jene Bestände aufzufüllen, die durch eine übermässige Kontraktion des Fertigungsvolumen vermindert worden waren“. „Ist ein Marktboom einmal im Gange, kann er wie eine Art soziale Epidemie eine Weile anhalten und inspirierende Geschichten von einem neuen Zeitalter hervorbringen, die durch Medien und Mundpropaganda in Umlauf gebracht werden. Diese Geschichten tragen dazu bei, den Boom noch zu verstärken und werden zu einem Teil des Feedbacks, das den Boom trägt“, so Shiller.
Fazit: Zur Beurteilung der "krassen Wende in vielen Ländern und bei zahlreichen Vermögenswerten" schreibt Shiller schlussfolgernd, dass es "zahlreiche ungenügend verstandene, natürliche zyklische Faktoren gibt, die ebenso eine Rolle spielen wie die Unwägbarkeiten der menschlichen Psychologie ".
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