Montag, 2. November 2009

US-Dollar: Mutter aller Carry-Trades-Währungen - Monsterblase

Nouriel Roubini befasst sich in einem lesenwerten Essay in FT mit dem Hintergrund der massiven Rally an den Aktienmärkten. Während Aktien und Rohstoffpreise seit März dieses Jahres erheblich gestiegen sind, hat sich der US-Dollar scharf abgeschwächt. Die Erholung der riskanten Vermögenswerte ist laut Roubini auf die Fundamentaldaten der Wirtschaft, die besser als erwartet ausgefallen sind, zurückzuführen. Das massive geld- und fiskalpolitische Konjunkturprogramm habe die Wirtschaft vor dem Abgleiten in eine Depression gerettet. Als die Preise von Vermögenswerten im Jahre 2008 massiv absackten, erlebte die Welt eine Dollar-Rally. Seit März 2009 hat sich jedoch das Blatt gewendet. Die Aktienkurse legen zu. Der Dollar stürzt ab. Seit die US-Notenbank (Fed) die Leitzinsen bei nahe Null Prozent hält, sei der Greenback zu einer Mutter aller Carry-Trades-Währungen geworden, so Roubini. Anleger shorten den Dollar, um damit riskante Investitionen zu tätigen. Sie leihen sich das Geld zu negativen Zinsen, behauptet Roubini, und zwar annualisiert zu 10 oder 20%, da der Dollar-Verfall zu massiven Kapitalgewinnen führt.


Euro/Dollar Exchange Rate, Graph: finance.yahoo.com

Jeder Investor, der dieses hochriskante Spiel spielt, sieht wie ein Genie aus, auch wenn dabei eine riesige Spekulationsblase entsteht. Aufgrund der zunehmenden Korrelation zwischen den verschiedenen Anlageklassen sollte eigentlich die Kennzahl Value at Risk (VaR) zunehmen. Da aber die Fed in den Markt eingreift, indem sie z.B. Anleihen aufkauft, reduziert sich die Volatilität am Markt und das VaR (ein Risikomass) erscheint niedrig. Der kombinierte Effekt der Null-Prozent-Zinsen mit der QE-Politik und des Anleihenaufkaufprogramms der Notenbanken macht die Welt scheinbar sicher für die Mutter aller Carry-Trades und jetzt auch für die Mutter aller höchst verschuldeten (highly leveraged) Vermögenwertepreisblase. Die gefährliche Wirtschaftspolitik der USA fördert Carry-Trades-Deals (Zinsdifferenzgeschäfte) und zwingt andere Länder, der Politik des „billigen Geldes“ zu folgen. Die Dollar-Schwäche verschlechtere jedoch den lockeren Kurs der globalen Geldpolitik, erklärt Roubini. Die Zinsen bleiben länger niedrig als erwünscht, so Roubini. Die Zentralbanken seien gezwungen, die Leitzinsen niedrig zu halten, indem die Offenmarktoperationen durchführen. Die perfekt korrelierte Blase in allen Asset-Klasen weltweit werde auf diese Weise jeden Tag grösser. Eines Tages werde sie aber platzen, was zum grössten koordinierten Blasenkrach führen wird. Die Carry-Trades-Geschäfte werden irgendwann aufgelöst. Denn der Dollar kann (1) nicht zu Null fallen und die Fed kann (2) die Volatilität nicht ewig unterdrücken und wenn das US-Wirtschaftswachstum (3) auch im vierten Quartal anhält, werden Marktteilnehmer laut Roubini eine Zinserhöhung einkalkulieren. Es gebe (4) auch ein politisches Risiko im Nahen Osten, was eine Flucht aus riskanten Anlageklassen auslösen würde.

Fazit: Die Fed und andere politische Entscheidungsträger scheinen sich der Monster-Blase, die sie geschaffen haben, nicht bewusst zu sein. Je länger sie dies ignorieren, desto schärfer wird der Fall der Märkte, warnt Roubini.

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