Die verstaatlichte britische Bank Lloyds hat vergangene Woche eine Kapitalerhöhung um 12,5 Mrd. £ angekündigt. 7,5 Mrd. £ davon sollen über „Contingent Convertibles“ aufgenommen werden. Die Lloyds verwendet dafür den Begriff „Enhanced Capital Notes“ (ECNs), aber es handelt sich dabei um sog. „CoCo-Bonds“. Das sind Anleihen, die in Aktien getauscht werden, wenn eine bestimmte Bedingung erfüllt ist. Anders als bei herkömmlichen Wandelanleihen, bei denen die Tauschkonditionen an einem bestimmten Aktienkurs gebunden sind, bezieht sich der Auslöser bei CoCo-Bonds auf das Kernkapital des Unternehmens. Im Fall der Lloyds Bank ist es so, dass das Fremdkapital in Aktienkapital umgewandelt wird, wenn die Kernkapitalquote (Core Tier 1) der Lloyds unter 5% fällt. Da Hybridkapital (z.B. stelle Einlagen) gemäss BIZ künftig nicht mehr zu Eigenkapital gezählt werden darf, ist die neue Anleiheform als eine Reaktion auf die Kreditkrise zu bewerten.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang der aktuelle Bericht von Standard & Poor’s von gestern, wonach die Ratingagentur CoCo-Bonds nicht als eine Form von Stammkapital betrachten. „Wir erfassen sie als Hybrid-Kapital als abhängig von ihren genauen Funktionen“, so das Urteil der S&P. Entscheidend sei v.a. das Niveau des Auslösers für die Umwandlung. Wenn das Contingent Capital die Form einer nachrangigen Anleihe annimmt, dann will die S&P es nach eigenen Kriterien als „minimal Equity Capital“ betrachten. In diesem Fall würde die Ratingagentur aber den Einspruch erheben, dass die Umwandlung „zu spät“ passiert. Was die S&P andeutet, ist, dass CoCo-Bonds nicht früh genug in Eigenkapital umgewandelt werden können, um der Bank in Not zu helfen oder als Puffer senior (vorrangigen) Anleihegläubigern zu dienen. Im Fall der Lloyds Bank wird von Analysten angenommen, dass der Auslöser zu tief gesetzt ist, dass die Wahrscheinlichkeit eines Verstosses zu klein erscheint. FT Alphaville verweist darauf, dass es Vorschläge gibt, CoCo-Bonds als Hybrid Capital zu erfassen. Das Manko der Hybrid-Anleihen sollte laut FT Alphaville mit einem nicht-verhandelbaren Auslöser korrigiert werden. Die S&P schreibt, dass sie Contingent Convertibles als eine neue, mögliche Form von "Kapitalinstrumenten" betrachtet, um die Eigenkapitalbasis der Banken in Stresssituationen zu managen. Allerdings werden sie von den Banken derzeit nicht aus der Notwendigkeit heraus begeben, die bestehenden Schwächen in den Bilanzen zu korrigieren, sondern nur als eine Antwort auf neue Eigenmittelanforderungen. Die Banken müssen daher die Problematik des Kapitalbedards auf traditionelle Art und Weise angehen, so die Ratingagentur.
Exkurs:
Core Tier 1 = Kernkapital; d.h. Tier 1 Kapital minus Hybridkapital (z.B. Vorzugsaktien).
Tier 1 Kapital = Aktienkapital (EK) + Rücklagen.
Eine Kernkapitalquote von 5% bedeutet, dass 5% der risikogewichteten Aktiva ausfallen könnten. Erst dann wäre das haftende EK aufgebracht und die Bank in Insolvenzgefahr.
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