Dienstag, 3. November 2009

Stimulus Jobs: Oder Wortklauberei?

Die Obama-Regierung hat am Freitag mitgeteilt, dass das Konjunkturprogramm 640'000 Jobs geschaffen oder gerettet hat. Bevor der endgültige Bericht vorliegt, ist unter renommierten Ökonomen ein heftiger Disput entflammt. Brad DeLong beschuldigt in seinem Blog Allan Meltzer, Parteigänger zu sein. Warum? Weil Prof. Meltzer der Obama-Administration vorwirft, die Öffentlichkeit zu belügen, dass der Stimulus-Plan so und so viel neue Stellen geschaffen habe. Man könne in den Lehrbüchern vergebens nach einem Konzept, welches als „gerettete Stellen“ (saved jobs) genannt werde, suchen, schrieb Meltzer neulich. So was gebe es aus gutem Grunde nicht. Denn wie könne man wissen, ob sein oder ihr Job „gerettet“ (gesichert) worden sei. Die Regierung könne eine beliebige Zahl nennen, die jedoch nichts bedeuten würde, so Meltzer. Wieso hat aber Milton Friedman gesagt, dass eine extra Mrd. $ an Offenmarktgeschäften Ende 1931 die Grosse Depression vor dem freien Fall abgehalten hat?, fragt DeLong zurück.


Weltweite Industrieproduktion während der Grossen Depression und jetzt, Graph: Prof. Paul Krugman’s Blog

Man kann ein Modell kritisieren. Man kann Parameter kritisieren. Man kann kritisieren, wie die Berechnungen gemacht werden. Aber man kann ihre Existenz nicht abstreiten, argumentiert DeLong weiter. „Was will Allan Meltzer eigentlich sagen, dass Milton Friedman in „The Great Contraction“ Unsinn redet? Lerne, moralische Verantwortung zu übernehmen, Allan“ bemerkt DeLong am Schluss, „unverschämter Partisan Schreiberling“. Harte Worte. Auch Paul Krugman beteiligt sich am Wortstreit. Es sei nicht nur Allan Meltzer, der die Schätzungen der Obama-Administration als unsinnig abtue, sondern auch Greg Mankiw, der dasselbe getan habe. Alle sollen sich schämen, schreibt Krugman verärgert. Der Terminus „gerettete oder gesicherte Jobs“ sei so wie „ceteris paribus“ keine ökonomische Redensart. Natürlich macht es Sinn, zu fragen, wieviel Menschen beschäftigt sind, und was ohne Stimulusprogramm passiert wäre, erläutert Krugman. Die Bereitschaft von konservativen Ökonomen, hinter solchen billigen (unsportlichen) Bemerkungen zu fallen, sage laut Krugman trauriges über sie, und nicht über die Obama-Regierung. Greg Mankiw wehrt sich in seinem Blog: Er antworte normalerweise nicht auf „billige Argumente“. Aber Paul Krugman widerlege Argumente, die er, also Mankiw gar nicht gemacht habe. Prof. Mankiw behauptet, dass die 4 Mio. Job-Zahl das Ergebnis einer den Fakten zuwiderlaufenden Simulation eines Wirtschaftsmodells sei. Er habe nichts dagegen. Viele Makroökonomen benutzen Modelle, um Zahlen zu generieren. Wie könne aber das amerikanische Volk messen, ob das Konjunkturprogramm funktioniere oder nicht. Welche metrische Grösse soll dafür genutzt werden?, so Mankiw. Die aktuell genannte Zahl an „gesicherten Arbeitsplätzen“ sei einfach nicht messbar, schlussfolgert Mankiw.

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