Sonntag, 22. November 2009

Wirtschaftliche Erholung: Spielt sie sich im Kopf ab?

Die hohen Quartalsgewinne, die gerade von Banken vorgewiesen werden und die übermässigen Vergütungen erwecken den Eindruck, als ob die Wirtschaft sich seit März wieder zu erholen beginnt. Neben dem fiskalischen Stimulus und staatlichen Rettungsaktionen scheint sich die anbahnende Erholung der Wirtschaft viel mehr auf eine sich selbst erfüllende Prophezeiung zu beruhen, bemerkt Robert Shiller in einem interessanten Essay in New York Times von Sonntag. „Betrachten Sie die Möglichkeit: Nach all den Monaten beginnen die Menschen zu denken, dass es Zeit ist, dass die Rezession zu Ende geht. Mit dem Gedanken beginnt das Vertrauen sich wieder zu bilden. Und manche Menschen fangen erneut an, Geld auszugeben, was wiederum Anzeichen für eine Erholung sichtbar macht. Das mag absurd erscheinen, aber es wird nur selten als Erklärung für das Massenverhalten von Menschen spät einer Rezession erwähnt. Aber Wirtschaftstheoretiker waren von solch einer Möglichkeit seit langem fasziniert“, erläutert Wirtschaftsprofessor an der Yale Universität.

Der Begriff sei nicht weit hergeholt, so Shiller. „Wir wissen alle, dass Rezessionen i.d.R. nicht mehr als ein paar Jahre dauern. Die derzeitige Rezession begann nach Angaben von National Bureau of Economic Research (NBER) im Dezember 2007, sodass sie nun fast zwei Jahre alt ist. Nach dem Standard-Programm ist die Erholung also fällt“, hält der Autor des Bestellers „Animal Spirits“ fest. Angesichts dieser Erkenntnisse dürfte der Verlauf der Zeit das Vertrauen anspornen, obwohl keine statistische Analyse dies belegen kann, hebt Shiller hervor. Prof. Shiller ist bekanntlich ein eifriger Kritiker der Theorie von vollkommenen Märkten. Shiller’s Ansicht nach hängen wirtschaftliche Entscheidungen stark von Erzählungen (Geschichten), Stimmungen und Emotionen ab. Es kommt also laut Shiller auf einen Umschwung der Stimmung an, wie schnell das Vertrauen wieder entsteht und es dann zu einer Erholung der Wirtschaft führt.

Es gebe Zweifel daran, so Shiller, dass das aktuelle Ereignis ein weiteres Beispiel in der langen Reihe von Rezessionen sei. „In welche Kategorie fällt aber der gegenwärtige Abschwung: Rezession oder Depression?“. Wir mögen jetzt an einem Wendepunkt sein“, erklärt Shiller. Es gebe ein Argument für anhaltende Wachsamkeit, sicherzustellen, soweit die Theorie der sich selbsterfüllenden Prophezeiung korrekt ist, dass unerwünschte Ereignisse nicht weit verbreitete Gespräche über die zweite Kategorie anregen, maht Shiller an.

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