Sonntag, 29. November 2009

Fed: Eine Frage der Unabhängigkeit

„Die Finanzkrise und die Rezession haben für viele Amerikaner verheerende Folgen: Jobs, Immobilien und Ersparnisse sind verloren gegangen“, schreibt Ben Bernanke in einem Artikel in Washington Post. „Verständlicherweise rufen viele Menschen nach Veränderung. Doch bei der Veränderung muss es um die Schaffung eines Systems gehen, welches besser funktioniert, nicht nur anders“, hält der Fed-Chef fest. „Als eine Nation ist es unsere Herausforderung, ein System der Finanzmarktaufsicht zu schaffen, dass die Lehren aus den vergangenen zwei Jahren verkörpert und einen neuen Rahmen zur Vermeidung künftiger Krisen und wirtschaftlichen Schades einsetzt, fügt er hinzu. Diese Fragen seien aber komplex. Und der Kongress sei gerade dabei, die Finanzmarktaufsicht zu reformieren. „Ich bin jedoch darüber besorgt, dass eine Reihe von Vorschlägen, die in Umlauf gebracht worden sind, die Fähigkeit der Fed, ihre Aufgaben zu erledigen, erheblich reduzieren, so Fed-Chef. Insbesondere gehen manche Vorschläge im Senat so weit, die Befugnisse der Fed in bezug auf die Bankenaufsicht zu schneiden. Die Fed habe eine wichtige Rolle bei der Bewältigung der Krise gespielt, und „wir sollten die Fähigkeit des Instituts bewahren, nicht beeinträchtigen“, die Finanzstabilität zu fördern und die konjunkturelle Erholung ohne Inflation zu stützen, betont Bernanke.

„Unabhängig bedeutet nicht unberechenbar“, schreibt Bernanke weiter. In der Verfolgung der Geldpolitik sei die Fed sehr transparent, indem sie detaillierte Protokolle der Sitzungen veröffentlicht, und nebst anderen Informationen regelmässig vor dem Kongress bei Anhörungen Aussagen macht, so Bernanke. Amerika brauche eine starke, unpolitische und unabhängige Zentralbank mit den Werkzeugen, finanzielle Stabilität zu fördern und die Wirtschaft zu steuern, ohne Inflation zu erzeugen, ist Bernanke überzeugt.

Fazit: Kritiker werfen der Fed vor, die Spekulationsblase am US-Immobilienmarkt nicht erkannt zu haben. Die US-Notenbank steht daher derzeit mächtig unter Druck. Ben Bernanke wehrt sich in diesem Gastbeitrag in WaPo ungewöhnlich impulsiv gegen die Vorwürfe, indem er in aller Deutlichkeit die Unabhängigkeit der Fed in Schutz nimmt und betont, dass die Verminderung der Befugnisse der Fed der ökonomischen Erholung Schaden hinzufügen würde.

Keine Kommentare: