Dienstag, 16. März 2010

Staatsverschuldung vs. private Kreditaufnahme

Paul Krugman liefert erneut eine anschauliche Abbildung, die das reziproke Verhältnis zwischen der Staatsverschuldung und der privaten Kreditaufnahme zeigt. Die Nachfrage des Staats nach Kredit steigt in einem schweren Abschwung besonders geprägt, wenn die private Wirtschaft infolge der tiefen Finanzkrise mit dem Schuldenabbau (deleveraging) beschäftigt ist. Das heisst, wenn Unternehmen kaum investieren und Haushalte forciert sparen, müssen Staatsausgaben erhöht werden. Der Anstieg der Staatsausgaben kompensiert aber derzeit den Ausfall der aggregierten Nachfrage bei Weitem nicht.



Netto Kreditaufnahme: öffentliche Hand vs. Privatsektor, Graph: Courtesy of Prof. Paul Krugman

Während die Kreditnachfrage im privaten Sektor zum Erliegen gekommen ist, ist es in einer depressiven Wirtschaft so, dass die Staatsausgaben steigen. Da die Nachfrage das Angebot keineswegs übersteigt, kommt es zu keinem Preisdruck. Wegen des drastischen Nachfrageeinbruchs weisen die Produktionskapazitäten eine dramatische Unterauslastung auf. Die Produktionslücke (output gap) bleibt also weit geöffnet. Sind die Ersparnisse des Staates negativ, dann liegt ein Haushaltsdefizit vor. Der Anstieg der Staatsausgaben führt in einer Liquiditätsfalle nicht zu steigenden Zinsen. Emprisch ist es nachgewiesen, dass es eine starke Korrelation zwischen Haushaltsdefizit und Zinsen gibt: Ist das Defizit hoch, tendieren die Zinsen niedrig. Defizit bedeutet, dass der Staat so viel Anleihen ausgibt, wie es dem Bedarf der privaten Investoren nach sicheren Aktivposten entspricht. Anleger kaufen Bonds, anstatt Bargeld zu horten.

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