Martin Wolf stellt in seiner Kolumne in FT „Chermany“ vor. Das ist die neue Wortschöpfung, um die Zusammensetzung von China und Deutschland, die beiden grössten Exporteure der Welt zu beschreiben. China hat einen Leistungsbilanzüberschuss von 291 Mrd. $. Deutschland 187 Mrd. $. Zwei unterschiedliche Länder, die aber auch Gemeinsamkeiten haben: Massive Ersparnisse und einen riesig hohen Überschuss in der Handelsbilanz. Beide Länder gehen davon aus, dass ihre Kunden ihnen weiterhin Waren abkaufen würden. Da die Überschüsse Defizite anderer Länder nach sich ziehen, ist diese Position inkohärent, erklärt Wolf. Die Überschuss-Länder müssen die Defizit-Länder finanzieren. Wenn der Schuldenberg wächst, werden Schuldner ihre Schulden nicht mehr bedienen können, hält Wolf fest. Der international anerkannte FT-Kolumnist analysiert Wolfgang Schäuble’s Artikel, der in der vergangenen Woche in FT veröffentlicht wurde, und kommt zum Schluss, dass die Eurozone aus deutscher Sicht plötzlich nicht so unwiderruflich erscheint. „Das hat Deutschland gesagt“, hält Wolf fest. Er zieht drei Punkte aus der „Demarche Deutschlands“: (1) Die Euro-Zone entfaltet überwiegend deflationäre Auswirkungen, (2) sie ist nicht funktionstüchtig, und (3) Deutschland könnte aus der Euro-Zone austreten.
Nicht die Staatsverschuldung Griechenlands bedroht die Stabilität der Eurozone. Das sind Kleinigkeiten. Die Überschuss-Länder sind die Bedrohung, argumentiert Wolf. Da die Defizit-Länder nicht gezwungen werden können, die Euro-Zone zu verlassen, dürfte Deutschland sich davon verabschieden. Das sei die Logik der Idee, die Schäuble in dem erwähnten Artikel in FT zum Ausdruck bringe. Die finanzschwachen EU-Länder werden gezwungen, ihre Haushaltsdefizite zu verringern. Mitten in einer Nachfragekontraktion. Das würde sicherlich die gesamte Wirtschaft in der Euro-Zone schwächen, insbesondere in Deutschland und Frankreich. Hinter all dem stehe eine grundlegende Teilung: Die Überschuss-Länder bestehen darauf, weiterhin so fortzufahren, wie bisher. Sie weigern sich, ihre Exportabhängigkeit zu überdenken, selbst wenn ihre Kunden pleitegehen. Die Defizit-Länder können andererseits ihre Defizite nur durch Steigerung ihrer Exporte reduzieren. Wenn die Überschuss-Länder diesen Wandel nicht unterstützen, droht eine „beggar-my-neighbour“-Politik (Versuch, durch Abwertung und Zollerhöhung, Handelssvorteile auf Kosten der Handelspartner zu erlangen),warnt Wolf. Das war genau ein Merkmal der Katastrophe der Depression der 1930er Jahren.
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