Noch vor drei Jahren hiess es, dass der Internationale Währungsfonds (IWF) ausgedient habe und daher geschlossen werden sollte. Seitdem hat der IWF in Ungarn, Lettland, Island, der Ukraine und in anderen von Krisen heimgesuchten Ländern interveniert, erinnert Barry Eichengreen in seiner Kolumne („Who Should Lead the IWF?“) in Project Syndicate. Ein Teil der Erklärung für die höhere Wertschätzung, die der IWF neuerdings geniesst, ist auf die kürzlich dargelegte geistige Flexibilität des Institutes zurückzuführen, erklärt Prof. Eichengreen. Der IWF hat (1) seinen Widerstand gegen Kapitalverkehrskontrollen aufgegeben, und (2) angeregt, dass die Zentralbanken über ein höheres Inflationsziel nachdenken sollten, um im Fall von deflationären Schocks geldpolitisch über mehr Spielraum zu verfügen. Deswegen hat sich der IWF einem scharfen Vorwurf der deutschen Bundesbank ausgesetzt, aber das ist ein Zeichen dafür, dass der IWF es richtig macht, argumentiert Wirtschaftsprofessor an der University of California, Berkeley. Der IWF hat zudem (3) einen flexiblen Rahmenkredit (Flexible Credit Line) zur Verfügung gestellt, für alle Länder, die von der Finanzkrise ohne eigenes Verschulden erfasst worden sind.
Vor rund zwei Wochen hatte auch Dani Rodrik in seiner Kolumne („The End of an Era in Finance“) in Project Syndicate die programmatische Mitteilung des IWF in bezug auf Kapitalverkehrskontrollen als „revolutionär“ bezeichnet und hoch gelobt, dass der Fonds nun „den gesunden Menschenverstand wiederentdeckt“ habe. Der von Dominique Strauss-Kahn, dem geschäftführenden Direktor des IWF angetriebene Sinneswandel hat sicherlich inzwischen die Glaubwürdigkeit des Fonds gesteigert. "Engstirnigkeit und mangelnde Rechenschaftspflicht" waren die Probleme des IWF in der Vergangenheit, hält Eichengreen fest.
Der IWF hat im November 2008 Island einen Kredit in Höhe von 2,1 Mrd. Dollar gewährt, um das Vertrauen in die Wirtschaft wiederherzustellen. Das war der erste derartige Beistandkredit für einen westeuropäischen Staat seit 1976, als damals Grossbritannien vom Washingtoner Institut unterstützt wurde. Wenn die EU über keinen Notfallplan verfügt und die Kanzlerin Merkel keine EU-Hilfe an Athen zukommen lassen will, warum soll Griechenland 2010 keine Hilfe beim IWF beantragen?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen