Donnerstag, 4. März 2010

Grossbanken: Politische Macht und kein sozialer Nutzen

Simon Johnson erklärt in einem lesenswerten Essay in NYT, warum die Grossbanken schlecht sind. Vor etwas mehr als 100 Jahren war Big Business in den USA ein Synonym für Produktivität, Qualität und Erfolg. „Economies of scale“ bedeutete, dass grosse Eisenbahn- und Ölgesellschaften Fracht- und Energieversorgung billiger als ihre Konkurrenten bewegen konnten und deswegen noch grösser wurden. Es gab aber auch eine dunkle Seite, betont Johnson. Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunders hat sich die weit verbreitete Meinung aus drei Gründen gegen das Grosskapital gewandt: (1) Die wirtschaftlichen Vorteile der Grösse waren nicht so gross wie behauptet wurde. In vielen Fällen verwendeten die grossen Unternehmen unfaire Taktiken, um die Konkurrenz zu vernichten, erklärt Johnson. John D. Rockefeller war ein Paradebeispiel dafür. (2) Selbst gut geführte Unternehmen wurden mit der zunehmenden Grösse politisch mächtig. JP Morgan ist ein gutes Beispiel dafür, argumentiert der ehem. Chefökonom des IWF. (3) Es war ein eklatanter Versuch, die politische Macht der Grossbanken in einer Weise zu nutzen, um die Ausgangsbedingungen so zu beeinflussen, dass es möglich wurde, den Rest des privaten Sektors einschliesslich der Landwirte und kleiner Unternehmen zu schädigen, hebt MIT-Wirtschaftsprofessor hervor.

Hundert Jahre später haben wir eine Kehrtwende vollzogen, wie der breite Konsens zeigt, was mit der mächtigen Grossbanken von heute zu tun ist, so Johnson. Seltsamerweise ist es nicht die Macht des Grosskapitals, das uns Sorgen macht. Vielmehr ist die Fähigkeit der Grossbanken, die Rahmenbedingungen zu erzeugen, welche grosse internationale Finanzkrisen ermöglichen, mit dem Anreiz Risiken einzugehen, mit dem Ergebnis, dass sie die Gewinne selbst einkassieren, während die Kosten, wenn es schief geht, von der Allgemeinheit getragen werden, hält Johnson fest. Im Mittelpunkt dieses Verhaltensmuster liegt eine Wahrnehmung der Unbesiegbarkeit unter den Leuten, die die Grossbanken führen. Und sie handeln nach der jüngsten Finanzkrise mehr denn je überzeugter, dass sie mit der staatlicher Rettung rechnen können. Die Grossbanken können nicht durch gewiefte Optimierung der Regulierung kontrolliert werden. Das Problem ist ausgesprochen politisch, betont Johnson. Es geht wieder um eine Konfrontation zwischen der geballten Finanzmacht und der Demokratie. Gewinnt die eine Seite, verliert die andere Seite. "Wenn die Grossbanken diese Runde gewinnen, werden sie noch grösser und gefährlicher", so Johnson. Im gegenwärtigen Umfang bieten die Megabanken keinen sozialen Nutzen, nur grosse soziale Kosten. "Entweder wir werden die Grossbanken aufspalten, oder sie uns", schlussfolgert Johnson.

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