Mittwoch, 10. März 2010

Schweiz: Deflationsgefahr noch nicht ganz gebannt – Disinflation droht

Die am Landesindex der Konsumentenpreise (LIK) gemessene Teuerung ist in der Schweiz im Vorjahr von 0,1% im Januar auf -1,2% im Juli gefallen, wie die SNB in ihrem heute vorgelegten Rechenschaftsbericht 2009 beschreibt. Dann zog der LIK etwas an und lag im Dezember bei 0,3%. Im Jahresdurchschnitt sank der LIK um 0,5%. Damit lag die Inflation um 2,9% tiefer als im Jahr 2008. Da die (am LIK gemessene) Inflation von kurzfristigen Schwankungen stark beeinflusst werden kann, rechnet die SNB noch eine Kerninflationsrate, und zwar mit Hilfe eines getrimmten Mittelwertes („trimmed-mean CPI“), der jeden Monat die Güter mit den stärksten Preisschwankungen ausklammert. Die Kerninflationsrate ist kontinuierlich von 1,6% im Januar auf 0,7% am Ende des Jahres gefallen.


Schweiz, Kerninflation (getrimmter Mittelwert), Graph: SNB, Rechenschaftsbericht 2009


Das Deflationsrisiko hat sich in der Schweiz gemessen am LIK etwas verringert. Es gilt aber nach wie vor, das Augenmerk nach der Disinflationsgefahr zu richten, wie die Entwicklung der Kerninflation gemessen am getrimmten Mittelwert zeigt. Die Inflation ist daher keineswegs das beherrschende Thema. Dreht die Notenbank den Geldhahn zu früh, droht die Wirtschaft erneut in Rezession zu rutschen („double-dip“-Gefahr). Die Geldpolitik ist deshalb derzeit angesichts der anhaltenden Unsicherheiten in bezug auf die Konjunkturlage ein Drahtseilakt für die SNB genauso wie für die US-Notenbank (Fed). Kein Wunder, dass die SNB die Deflationsgefahr noch nicht für gebannt hält und einer exzessiven Aufwertung des Frankens gegenüber dem Euro entschieden entgegenwirken will. Denn eine weitere Aufwertung des Franken kann das Deflationsrisiko verstärken, indem es einerseits das Exportgeschäft erschwert und andererseits die Importpreise reduziert.

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