Simon Johnson und Peter Boone befassen sich heute in einem lesenswerten Essay in NYT damit, wie Irland auf die Finanzkrise reagiert hat und welche Lehren daraus für die USA und Griechenland zu ziehen sind. Irland’s Wirtschaft befindet sich in ernsthaften Schwierigkeiten. Das BIP ist im III. Quartal 2009 um 7,3% eingeschrumpft. Die Ausfuhren sind im Dezember annualisiert um 9% zurückgegangen. Hauspreise fallen weiter. Irland kann die Währung nicht abwerten, da es ein Mitglied der Euro-Zone ist. Die Wettbewerbsfähigkeit kann also nicht verbessert werden, ohne die Löhne im privaten Sektor zu senken, betonen Boone (London School of Economics) und Johnson (Peterson Institute for International Economics). Der Renditeaufschlag beträgt gegenüber Staatsanleihen Deutschlands rund 100 Basispunkte. Irlands „Erfolg“ ist auf drakonische fiskalpolitische Massnahmen zurückzuführen, erklären die beiden Ökonomen. Die Regierung hat Netto-Löhne im öffentlichen Sektor seit 2008 rund 20% gekürzt.
Höhere Steuern, höhere Rentenzahlungen und niedrigere Löhne. Ist also Irland ein Modell für Griechenland und andere potenzielle Probleme in Europa oder anderswo? Definitiv nicht, antworten Boone und Johnson. Es bietet aber ein warnendes Beispiel dafür, was schief gehen könnte, halten die Autoren fest. Irland’s Schwierigkeiten sind daraus entstanden, dass der Boom am Immobilienmarkt mit billigen Krediten der irisischen Banken finanziert wurde. Die drei wichtigsten Banken des Landes haben Kredite in Höhe von bis auf das 2,5-fache des BIP aufgebaut, halten die beiden Wirtschaftswissenschaftler fest. Die drei Banken haben mit einer leichtsinnigen Kreditvergabepolitik die Grenzen verschoben. Im Herbst 2008 kam es zum globalen Zusammenkrach. Die Immobilienpreise sind in Irland um mehr als 50% gesunken. Die Bautätigkeit kam zum Erliegen. Die Leute konnten Darlehen nicht mehr bedienen. Rund ein Drittel der Darlehen in den Büchern der Banken sind heute entweder „faul“ oder „unter Beobachtung“, heben Boone und Johnson, der ehem. Chefökonom des IWF hervor. Uneinbringliche Forderungen machen heute 80% der Wirtschaftsleistung des Landes aus, erklären die beiden Autoren. Die Regierung reagierte darauf, indem sie alle Verbindlichkeiten der Banken garantierte und began, staatliche Mittel einzuschiessen. Geplant ist der Kauf von allen wertlosen Papieren von den Banken. Im Gegenzug wird Banken Staatsanleihen geboten. Die Ministerien haben zugleich versprochen, die Banken zu refinanzieren, erläutern Boone und Johnson. Der Staat hat m.a.W. die Verbindlichkeiten der privaten Banken in Schulden des Souveräns (d.h. irische Steuerzahler) umgewandelt. Bis zum Jahr 2009 schien in Irland haushaltpolitisch alles in Ordnung zu sein. Die Staatsquote (debt-to-GDP) betrug Ende 2008 25%. Eine der niedrigsten Quote unter den Industrieländern. Doch der Staat trug hohe ausserbilanzielle Verbindlichkeiten in Form von drei Banken, die ernsthaft ausser Kontrolle geraten waren, unterstreichen Boone und Johnson. Selbst mit den erwähnten Lohnkürzungen kletterte das Haushaltsdefizit nun auf 12,5% des BIP. Irland hätte mehr vernünftige Optionen. Es hätte z.B. die Gläubiger der Banken zwingen können, die Last zu teilen. Dazu ist es wegen der starken Lobby-Arbeit der Immobilienbranche nicht gekommen. Irlands Sparpolitik ist heute kaum eine gute Lektion für Griechenland, die Eurozone oder anderswo, erläutern die beiden Ökonomen.
Fazit: Länder wie die USA mit grossen Banken, die anfällig für rücksichtslose Risikobereitschaft sind, sollten die Grösse der Banken einschränken und sie zwingen, viel mehr Eigenkapital zu halten. Die grössten 6 Banken der USA verfügen heute über Aktiva von mehr als 60% des BIP. Und es gibt keinen Grund, warum sie nicht irische Dimensionen annehmen.
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