(Nur für Streber)
Wir verbringen viel Zeit, darüber
nachzudenken, wie die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle kommt. Vielleicht
würden wir klarer denken, wenn wir die umgekehrte Frage stellen würden,
schreibt Nick Rowe in seinem Blog.
Wie kann man eine Wirtschaft in
einer Weise in eine Liquiditätsfalle geraten lassen, dass jemand anderes sie
wieder daraus holen kann? Geht es nicht, dass man einfach das Umgekehrte dessen,
was vorher getan worden ist, macht, damit die Wirtschaft aus der
Liquiditätsfalle entkommt?
Man kann ein Auto festfahren. Das
ist einfach. Man muss aber etwas tun, was unumkehrbar ist, um es wirklich
festzufahren. Was ist aber das wirtschaftliche Gegenstück einer solchen
Unumkehrbarkeit (Irreversibilität), welches es möglich machen würde, damit eine
Wirtschaft festfährt? Und es unmöglich ist, sie wieder zu lösen?
Wenn die Geldpolitik genug locker
wäre, würde man in erster Linie nicht in eine Liquiditätsfalle geraten. Die
Null-Grenze (zero lower bound) für
die Nominalzinsen würde aus Sicht der Geldpolitik keine Einschränkung
darstellen. Wenn die Wirtschaft nämlich an der Null-Grenze landet, bedeutet es,
dass die Geldpolitik zu restriktiv war, erklärt der an der Carleton University, Ottawa lehrende Wirtschaftsprofessor.
Wenn Nick Rowe sich z.B. in der
Nacht in die kanadische Zentralbank einschleichen würde, könnte er schlechten
Absichten folgend, den geldpolitischen Kurs rasch straffen und die kanadische
Wirtschaft an die Null-Grenze bringen. Das nominale BIP-Wachstum wäre dann so
negativ, dass die nominalen Zinsen dafür unter die Null-Marke fallen müssten.
Wenn aber Rowe am nächsten Tag aufdeckt
würde, und die alte Mannschaft das Ruder erneut übernähme, würden alle sehen,
dass der bisherige Chef nun wieder die Verantwortung für die Geldpolitik trägt.
Die Ruhe müsste also wieder zurückkehren. Was könnte aber Rowe gemacht haben,
dass der bisherige Chef der Notenbank das Ganze nicht wieder umkehren kann? Wo
ist M.a.W. die Unumkehrbarkeit?
Rowe könnte z.B. viel Sach- und Humankapital zerschlagen haben, was eine Form
der Unumkehrbarkeit ist. Es ist aber nicht eine Form der Unumkehrbarket, die es
schwierig oder sogar unmöglich machen würde, um die Wirtschaft aus der
Liquiditätsfalle zu holen.
Wenn überhaupt, es wäre für den
Chef der Notenbank einfacher, weil die Standard-Modelle von Investitionen
besagen, dass die Nachfrage nach Investitionen eine negative Funktion des
bereits bestehenden Kapitalstocks ist. Ein Krieg, der viel vom Kapitalstock
zerstört, würde via Wiederaufbau zu einem Boom der Wirtschaft führen und der
natürliche Zinssatz (natural rate of interest) nach der Beedingung des Kriegs wieder
ansteigen.
Ein glaubwürdige Annahme wäre
Inflationsträgheit (inflation inertia), erklärt Rowe. Gäbe es genügend Trägheit der Inflation, würde die kanadische Wirtschaft in einer
Liquiditätsfalle so schlimm stecken, dass es für jemanden schwer wäre, die
Wirtschaft wieder rauszuholen. Warum? Weil es eine lange Zeit dauern würde,
während die Null-Grenze auf dem Nominalzins lasten würde, selbst der bisherige
Notenbank-Chef die Verantwortung tragen würde, und alle wissen würden, dass er
in der Lage ist, das Beste zu tun. Die Notenbank würde nämlich durch forward
guidance auf die langfristigen Realzinsen und langfristige
Inflationserwartungen Einfluss nehmen. Die kurzfristigen Realzinsen wären für
einen gewissen Zeitraum höher als der natürliche Zinssatz, was bedeutet, dass
die Output für den gleichen Zeitraum unterhalb des natürlichen Zinssatzes
bliebe, weshalb die Inflation (die tatsächliche und die erwartete) während
dieser Zeit noch weiter fallen würde. Das heisst im Klartext, dass es für die
Wirtschaft nach schwer wäre, aus der Liquditätsfalle zu kommen.
Gibt es aber Inflation Inertia? Die Antwort ist laut Rowe nicht klar. Nach dem Neukeynesianischen
Modell (mit der Annahme von Calvo
Phillips Kurve) hingegen gibt es keine Inflation Inertia. Würde das
neukeynesianschie Modell zutreffen, müsste der Chef der kanadischen Zentralbank
die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle befreien können. Aber niemand glaubt so
recht and die Calvo-Phillips-Kurve, argumentiert Rowe.
Die empirischen Beweise scheinen
gemischt zu sein, unterstreicht Rowe weiter. In relativ normalen Zeiten gibt es
allem Anschein nach viel Inflation Inertia. Aber in abnormalen Zeiten ändert
sich die Inflation sehr rasch, wenn die Geldpolitik eine klare Veränderung
erfährt, was auch die Inflationserwartungen beeinflusst, so Rowe.
Fazit: Ob Rowe an eine neukeynesianisch
geprägte Modellwelt ganz glaubt oder nicht, geht aus dem Kontext nicht klar hervor.
Dennoch lohnen sich solche Gedankenspiele, die wie von Rowe plausibel dargelegt
werden, um bestimmte Theorien zu untermauern, zu widerlegen und zu
veranschaulichen. Es gibt schliesslich das Konzept der Kerninflation, um die Trägheit der Inflation zu beobachten.
Deshalb
ist es wichtig, die Kerninflation, die nicht die Lebenshaltungkosten, sondern
die Trägheit der Inflation misst, im Auge zu behalten. Die aktuelle
Inflationsrate ist nach der „neuen Phillipskurve“ als Funktion der
Produktionslücke (output gap) und der
erwarteten künftigen Inflationsrate zu verstehen. Monetäre Impulse entfalten kurzfristige
Wirkungen, da die Preise mit time lag
reagieren. Es entsteht irgendwie trotzdem der Eindruck, als ob im Text mehr
Fragen aufgeworfen würde als Antworten gegegeben.
1 Kommentar:
"Es entsteht irgendwie trotzdem der Eindruck, als ob im Text mehr Fragen aufgeworfen würde als Antworten gegegeben."
Kluge Fragen sind schwieriger zu finden als kluge Antworten...
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