Freitag, 27. September 2013

Der Wutanfall der besonders reichen Leute

Robert Benmosche, der CEO der AIG hat neulich so eine dumme Aussage gemacht, dass Paul Krugman sich veranlasst sieht, in seiner lesenswerten Kolumne („Plutocrats Feeling Persecuted“) am Freitag in NYTimes darauf ausführlich einzugehen.

Wir sollten darüber froh sein, weil wir dadurch unterstreichen können, wie wichtig es ist, sich über die (selten diskutierten) Kosten der extremen Einkommensungleichheit im Amerika Gedanken zu machen, schreibt Krugman. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises deutet v.a. auf den Anstieg einer kleinen, aber mächtigen Gruppe, die er als Soziopathen bezeichnet.

Für die jenigen, die sich nicht erinnern: Die AIG ist eine gigantische Versicherungsgesellschaft, die im Hinblick auf die Entstehung der globalen Wirtschaftskrise eine entscheidende Rolle gespielt hat. Vor fünf Jahren haben die US-Behörden, die nach dem Zusammenbruch der AIG eine Destabilisierung des ganzen Finanzsystems befürchtet hatten, ein riesiges Rettungspaket geschnürt. Für eine Zeit war die AIG im Grunde genommen nichts anders ale eine Abteilung der Bundesregierung, die einen grossen Teil der Aktien im Besitz hatte, aber trotzdem hohe Bonuszahlungen billigte, wie Krugman schildert. Es gab verständlicherweise viel öffentliche Aufregung.

Benmosche vergleicht nun im Interview mit dem WSJ die Aufregung über die hohen Bonuszahlungen mit Lynchjustiz im tiefen Süden und erklärt, dass die Bonus-Gegenreaktion genauso schlimm wie falsch gewesen sei.

Im Jahr 2010 gab es einen vergleichbaren Wutausbruch von Stephen Schwarzman, dem Vorsitzenden der Blackstone Group, einer weltweit grössten Private-Equity Firmen.

Das ist wichtig, hebt Krugman hervor: Denn die Reichen reden manchmal wie die Charaktere in „Atlas Shrugged“, wo sie von der Gesellschaft verlangen, dass die Schnorrer sie in Ruhe lassen.

Aber diese Männer sprechen sich nicht gegen, sondern für die Umverteilung aus, und zwar von der 99% zu ihren eigenen Gunsten. Das ist laut Krugman nicht Libertarianism, sondern eine Forderung für eine besondere Behandlung. Wenn es nicht Ayn Rand ist, dann ist es Ancien Regime.

Die Sache ist im Grossen und Ganzen, dass der Wunsch der Reichen erfüllt wurde, während die Arbeitnehmer und Hausbesitzer leer ausgingen, wie Krugman beschreibt.

Warum ist also der Zorn? Warum das Gejammer? Und man denke daran, dass die Ansprüche, die die Reichen erheben, nicht einfach nur von ein paar Schreihälsen stammen. Es gab und gibt sie in den Leitartikeln der Zeitungen. Und in der Tat war es sogar ein zentrales Thema in Romneys Wahlkampagne im vergangenen Jahr.

Krugman bietet dazu die folgende Theorie als Erklärung: Wenn Sie so viel Geld haben, was wollen Sie noch mehr kaufen, wenn Sie mehr Geld machen? Sie haben bereits alles: viele grosse Häuser, Diener, Privatjets usw. Was Sie jetzt kaufen wollen, ist Schmeichelei und Vergötterung. Sie wollen, dass die Welt sich vor Ihrem Erfolg beugt. Das ist jetzt, was sich abspielt. Wenn die Menschen in den Medien, im Kongress und sogar im Weissen Haus etwas Kritisches über die Menschen wie Sie sagen, dann regen Sie sich furchtbar auf.

Das ist natürlich unglaublich kleinlich. Aber das Geld bringt Macht. Und dank der steigenden Ungleichheit haben diese engherzigen Leute eine Menge Geld, so dass ihr Gejammer und ihr Wut, wenn sie keine universelle Erherbietung bekommen, reale politische Konsequenzen entfalten.

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