Robert Benmosche, der CEO der AIG hat neulich so eine dumme Aussage gemacht, dass Paul Krugman sich veranlasst sieht, in seiner lesenswerten Kolumne („Plutocrats Feeling Persecuted“) am Freitag in NYTimes darauf ausführlich einzugehen.
Wir sollten darüber froh sein, weil wir dadurch
unterstreichen können, wie wichtig es ist, sich über die (selten diskutierten)
Kosten der extremen Einkommensungleichheit im Amerika Gedanken zu machen, schreibt
Krugman. Der Träger des Wirtschaftsnobelpreises deutet v.a. auf den Anstieg
einer kleinen, aber mächtigen Gruppe, die er als Soziopathen bezeichnet.
Für die jenigen, die sich nicht erinnern: Die AIG ist eine
gigantische Versicherungsgesellschaft, die im Hinblick auf die Entstehung der
globalen Wirtschaftskrise eine entscheidende Rolle gespielt hat. Vor fünf
Jahren haben die US-Behörden, die nach dem Zusammenbruch der AIG eine
Destabilisierung des ganzen Finanzsystems befürchtet hatten, ein riesiges
Rettungspaket geschnürt. Für eine Zeit war die AIG im Grunde genommen nichts
anders ale eine Abteilung der Bundesregierung, die einen grossen Teil der Aktien
im Besitz hatte, aber trotzdem hohe Bonuszahlungen billigte, wie Krugman
schildert. Es gab verständlicherweise viel öffentliche Aufregung.
Benmosche vergleicht nun im Interview mit dem WSJ die Aufregung über die hohen
Bonuszahlungen mit Lynchjustiz im tiefen Süden und erklärt, dass die
Bonus-Gegenreaktion genauso schlimm wie falsch gewesen sei.
Im Jahr 2010 gab es einen vergleichbaren Wutausbruch von Stephen Schwarzman, dem Vorsitzenden der Blackstone Group, einer weltweit
grössten Private-Equity Firmen.
Das ist wichtig, hebt Krugman hervor: Denn die Reichen reden
manchmal wie die Charaktere in „Atlas Shrugged“, wo sie von der Gesellschaft verlangen, dass die Schnorrer sie in Ruhe lassen.
Aber diese Männer sprechen sich nicht gegen, sondern für die
Umverteilung aus, und zwar von der 99% zu ihren eigenen Gunsten. Das ist laut
Krugman nicht Libertarianism, sondern eine Forderung für eine besondere
Behandlung. Wenn es nicht Ayn Rand
ist, dann ist es Ancien Regime.
Die Sache ist im Grossen und Ganzen, dass der Wunsch der
Reichen erfüllt wurde, während die Arbeitnehmer und Hausbesitzer leer
ausgingen, wie Krugman beschreibt.
Warum ist also der Zorn? Warum das Gejammer? Und man denke
daran, dass die Ansprüche, die die Reichen erheben, nicht einfach nur von ein
paar Schreihälsen stammen. Es gab und gibt sie in den Leitartikeln der Zeitungen.
Und in der Tat war es sogar ein zentrales Thema in Romneys Wahlkampagne im
vergangenen Jahr.
Krugman bietet dazu die folgende Theorie als Erklärung: Wenn
Sie so viel Geld haben, was wollen Sie noch mehr kaufen, wenn Sie mehr Geld
machen? Sie haben bereits alles: viele grosse Häuser, Diener, Privatjets usw.
Was Sie jetzt kaufen wollen, ist Schmeichelei und Vergötterung. Sie wollen,
dass die Welt sich vor Ihrem Erfolg beugt. Das ist jetzt, was sich abspielt. Wenn
die Menschen in den Medien, im Kongress und sogar im Weissen Haus etwas
Kritisches über die Menschen wie Sie sagen, dann regen Sie sich furchtbar auf.
Das ist natürlich unglaublich kleinlich. Aber das Geld
bringt Macht. Und dank der steigenden Ungleichheit haben diese engherzigen
Leute eine Menge Geld, so dass ihr Gejammer und ihr Wut, wenn sie keine
universelle Erherbietung bekommen, reale politische Konsequenzen entfalten.
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