Es gibt legale und illegale Wege, um Geld zu verdienen. Fallen die Gewinne in der letzteren Kategorie an, dann fragt sich, ob man in den Medien tröstlich als „Kapitän der Industrie“ gefeiert werden kann. Mit „man“ ist hier Jamie Dimon, Vorstands- und Verwaltungsratschef von JPMorgan gemeint. Und die "Medien" repräsentieren die Anchors von CNBC.
Felix Salmon verweist in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog auf ein CNBC-Interview, wo die Frage aufgeworfen wird, wie Jamie Dimon
noch als CEO und Chairman von JPMorgan Chase agieren kann, während die US-Investmentbank
in einem komplexen Spannungsfeld einer Reihe von laufenden Ermittlungen
gegenübersteht.
Die CNBC-Anchors vertreten die
Ansicht, als ob Profite alle Sünden reinigen würden, unabhängig davon, wie man
Geld verdient.
Tim Fernholz legt in einem lesenswerten Artikel alle ausstehenden Ermittlungen gegen die JPMorgan dar. Die Libor-Manipulation ist auf dem Platz 5
auf der Liste. Auf der oberen Seite der Liste stehen weitere vier
Untersuchungen, die bereits abgeschlossen sind. Es geht um Summen wie 4 Mrd.,
11 Mrd. und 20 Mrd. USD.
Bemerkenswert ist im Vergleich,
dass Bob Diamond, der Vorstandschef
von Barclays nach Libor-Manipulation im Juni 2012 seinen
Rücktritt erklärt hatte. Die zweitgrösste
Bank Grossbritanniens war im Zusammenhang mit dem Skandal um manipulierte
Interbank-Zinssätze von den britischen und US-Aufsichtsbehörden mit einer
rekord-hohen Strafe von 290 Mio. Pfund belegt worden.
290 Mio. Pfund sind wie ein
Rundungfehler in Bezug auf die Art von Milliardenzahlungen, die JPMorgan als
Geldstrafe leisten muss. Wie kann Dimon das alles noch überleben? Die Bank
bietet zwar Milliarden für Ende von Ermittlungen. Aber wie Jesse Eisinger berichtet, kommen die obere Führungskräfte ungeschoren davon.
Maria Bartiromo fragt im CNBC-Interview mit ernstem Gesicht, wer
der beste CEO von JPMorgan aus der Perspektive von Aktionären sein würde, als
ob es nur auf die Shareholders ankäme. Die JPMorgan hat Vermögenswerte in Höhe
von 2‘400 Mrd. USD und Verbindlichkeiten im Wert von 2‘200 Mrd. USD. Das
Gesamtkapital der Aktionäre beträgt zwar 200 Mrd. USD. Aber das Eigenkapital
macht nur 8,6% der Bilanzsumme aus. Was die systemische Bedeutung von JPMorgan
für das ganze Land betrifft, kommt es auf die Shareholders noch weniger an, wie
Felix Salmon schildert.
Amerika war von JPMorgans Lügen
und Falschdarstellungen im Geschäft mit Hypotheken-Produkten schwer getroffen.
Die Öffentlichkeit hat daher allen Grund, dass die Menschen wegen
Fehlverhalten, irreführenden Angaben und
vorsätzlichen Verfehlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Die Finanzmärkte
hängen von wahren und genauen Informationen ab. Disclosure ist nicht einfach
irgendeine regulatorische Feinheit, wie Jesse Eisinger beschreibt.
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