Sonntag, 1. September 2013

Wie kann eine Wirtschaft aus einer Liquiditätsfalle befreit werden?

(Nur für Streber)

Wir verbringen viel Zeit, darüber nachzudenken, wie die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle kommt. Vielleicht würden wir klarer denken, wenn wir die umgekehrte Frage stellen würden, schreibt Nick Rowe in seinem Blog.

Wie kann man eine Wirtschaft in einer Weise in eine Liquiditätsfalle geraten lassen, dass jemand anderes sie wieder daraus holen kann? Geht es nicht, dass man einfach das Umgekehrte dessen, was vorher getan worden ist, macht, damit die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle entkommt?

Man kann ein Auto festfahren. Das ist einfach. Man muss aber etwas tun, was unumkehrbar ist, um es wirklich festzufahren. Was ist aber das wirtschaftliche Gegenstück einer solchen Unumkehrbarkeit (Irreversibilität), welches es möglich machen würde, damit eine Wirtschaft festfährt? Und es unmöglich ist, sie wieder zu lösen?

Wenn die Geldpolitik genug locker wäre, würde man in erster Linie nicht in eine Liquiditätsfalle geraten. Die Null-Grenze (zero lower bound) für die Nominalzinsen würde aus Sicht der Geldpolitik keine Einschränkung darstellen. Wenn die Wirtschaft nämlich an der Null-Grenze landet, bedeutet es, dass die Geldpolitik zu restriktiv war, erklärt der an der Carleton University, Ottawa lehrende Wirtschaftsprofessor.

Wenn Nick Rowe sich z.B. in der Nacht in die kanadische Zentralbank einschleichen würde, könnte er schlechten Absichten folgend, den geldpolitischen Kurs rasch straffen und die kanadische Wirtschaft an die Null-Grenze bringen. Das nominale BIP-Wachstum wäre dann so negativ, dass die nominalen Zinsen dafür unter die Null-Marke fallen müssten.

Wenn aber Rowe am nächsten Tag aufdeckt würde, und die alte Mannschaft das Ruder erneut übernähme, würden alle sehen, dass der bisherige Chef nun wieder die Verantwortung für die Geldpolitik trägt. Die Ruhe müsste also wieder zurückkehren. Was könnte aber Rowe gemacht haben, dass der bisherige Chef der Notenbank das Ganze nicht wieder umkehren kann? Wo ist M.a.W. die Unumkehrbarkeit?


Rowe könnte z.B. viel Sach- und Humankapital zerschlagen haben, was eine Form der Unumkehrbarkeit ist. Es ist aber nicht eine Form der Unumkehrbarket, die es schwierig oder sogar unmöglich machen würde, um die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle zu holen.

Wenn überhaupt, es wäre für den Chef der Notenbank einfacher, weil die Standard-Modelle von Investitionen besagen, dass die Nachfrage nach Investitionen eine negative Funktion des bereits bestehenden Kapitalstocks ist. Ein Krieg, der viel vom Kapitalstock zerstört, würde via Wiederaufbau zu einem Boom der Wirtschaft führen und der natürliche Zinssatz (natural rate of interest) nach der Beedingung des Kriegs wieder ansteigen.

Ein glaubwürdige Annahme wäre Inflationsträgheit (inflation inertia), erklärt Rowe. Gäbe es genügend Trägheit der Inflation, würde die kanadische Wirtschaft in einer Liquiditätsfalle so schlimm stecken, dass es für jemanden schwer wäre, die Wirtschaft wieder rauszuholen. Warum? Weil es eine lange Zeit dauern würde, während die Null-Grenze auf dem Nominalzins lasten würde, selbst der bisherige Notenbank-Chef die Verantwortung tragen würde, und alle wissen würden, dass er in der Lage ist, das Beste zu tun. Die Notenbank würde nämlich durch forward guidance auf die langfristigen Realzinsen und langfristige Inflationserwartungen Einfluss nehmen. Die kurzfristigen Realzinsen wären für einen gewissen Zeitraum höher als der natürliche Zinssatz, was bedeutet, dass die Output für den gleichen Zeitraum unterhalb des natürlichen Zinssatzes bliebe, weshalb die Inflation (die tatsächliche und die erwartete) während dieser Zeit noch weiter fallen würde. Das heisst im Klartext, dass es für die Wirtschaft nach schwer wäre, aus der Liquditätsfalle zu kommen.

Gibt es aber Inflation Inertia? Die Antwort ist laut Rowe nicht klar. Nach dem Neukeynesianischen Modell (mit der Annahme von Calvo Phillips Kurve) hingegen gibt es keine Inflation Inertia. Würde das neukeynesianschie Modell zutreffen, müsste der Chef der kanadischen Zentralbank die Wirtschaft aus der Liquiditätsfalle befreien können. Aber niemand glaubt so recht and die Calvo-Phillips-Kurve, argumentiert Rowe.

Die empirischen Beweise scheinen gemischt zu sein, unterstreicht Rowe weiter. In relativ normalen Zeiten gibt es allem Anschein nach viel Inflation Inertia. Aber in abnormalen Zeiten ändert sich die Inflation sehr rasch, wenn die Geldpolitik eine klare Veränderung erfährt, was auch die Inflationserwartungen beeinflusst, so Rowe.

Fazit: Ob Rowe an eine neukeynesianisch geprägte Modellwelt ganz glaubt oder nicht, geht aus dem Kontext nicht klar hervor. Dennoch lohnen sich solche Gedankenspiele, die wie von Rowe plausibel dargelegt werden, um bestimmte Theorien zu untermauern, zu widerlegen und zu veranschaulichen. Es gibt schliesslich das Konzept der Kerninflation, um die Trägheit der Inflation zu beobachten. 

Deshalb ist es wichtig, die Kerninflation, die nicht die Lebenshaltungkosten, sondern die Trägheit der Inflation misst,   im Auge zu behalten. Die aktuelle Inflationsrate ist nach der „neuen Phillipskurve“ als Funktion der Produktionslücke (output gap) und der erwarteten künftigen Inflationsrate zu verstehen. Monetäre Impulse entfalten kurzfristige Wirkungen, da die Preise mit time lag reagieren. Es entsteht irgendwie trotzdem der Eindruck, als ob im Text mehr Fragen aufgeworfen würde als Antworten gegegeben.

1 Kommentar:

Hardy hat gesagt…

"Es entsteht irgendwie trotzdem der Eindruck, als ob im Text mehr Fragen aufgeworfen würde als Antworten gegegeben."

Kluge Fragen sind schwieriger zu finden als kluge Antworten...