Brad DeLong schreibt in einem lesenswerten Essay („Whose Central Bank?“) in Project Syndicate, dass die Ökonomen zumindest seit 115 Jahren, seit der Veröffentlichung von „Geldzins und Güterpreis“ von Knut Wicksell im Hinblick auf die Frage, was eine Zentralbank ist und welchen Zwecken sie dient, in zwei Lager gepalten sind.
Das eine Lager nennt DeLong „Banking Camp“, wo eine Zentralbank als
Bank für Banker betrachtet wird. Die Kunden der Zentralbank sind die Banken. Es
ist ein Ort, wo die Banken sich Geld leihen können, wenn sie welche brauchen.
Die Funktion der Zentralbank ist demnach, den Bankensektor zu unterstützen,
sodass die Banken ihren Geschäften nachgehen und Gewinne erwirtschaften können.
Vor allem muss die Zentralbank dafür sorgen, dass die Geldmenge gross genug
ist, sodass die blosse Illiquidität, anstatt Insolvenz die Banken nicht zwingt,
Konkurs zu gehen.
Das andere Lager bezeichnet
DeLong als „Macroeconomic Camp“, wo
die Zentralbanken als Hüter der Wirtschaft als Ganzes gesehen werden.Die
Zentralbank hat die Aufgabe, das Say’sche Gesetz (Say’s Law) in
der Praxis zu wahren, (nach dem Grundsatz, dass die Produktion (output) durch die Nachfrage ausgewogen
wird, wobei zu wenig Nachfrage Arbeitslosigkeit verursacht und zu viel
Nachfrage zu Inflation führt), weil das Say’s Law in Theorie nicht funktioniert,
erklärt der an der University of
California, Berkeley lehrende Wirtschaftsprofessor. M.a.W. hat eine
Zentralbank in erster Linie die Verantwortung, nicht das Befinden von
Unternehmen zu wahren, die den Bankensektor ausmachen, sondern das robuste
Funktionieren der Wirtschaft als Ganzes zu erhalten.
US-Erwerbsquote, Graph: FRED Fed St. Louis
Von Standpunkt des Ausgleichs der
gesamtwirtschaftlichen Nachfrage und des möglichen gesamtwirtschaftlichen
Angebots sollte die Zentralbank laut DeLong einfach eine einfache Erklärung
abgeben, fünf Jahre nach dem Beginn der Krise, dass ein Inflationsziel von 0-2%
ungerechtfertigte abwärtsgerichtete Risiken im Hinblick auf die Beschäftigung
trägt und daher ein Inflationsziel von 2-4% ankündigen. Während eine solche
Vorlage für das Macroeconomic Camp offensichtlich ein Kinderspiel ist, wären
alle Bankers, die in nominalen Modalitäten denken, von der Idee überhaupt nicht
begeistert.
DeLong wünscht sich deswegen aus
Sicht des öffentlichen Interesses einen Nachfolger für Ben Bernanke, dessen
Amtszeit am Anfang des Jahres 2014 zu Ende geht, aus dem Macroeconomic Camp.
Eine wichtige Folge dieser
Spaltung zwischen „Banking Camp“ (Stabilität des Finanzsystems) und „Macroeconomic
Camp“ (Vollbeschäftigung) ist die völlig anders gelagerte Betrachtung der
jüngsten Geschichte, bemerkt Paul
Krugman in seinem Blog dazu. Die Frage, die Krugman aufwirft, ist, wie gut
wir auf die Finanzkrise von 2008 reagiert haben?
Das Finanzsystem war in grosser
Gefahr. Aber die Katastrophe wurde abgewendet (Schaubild: St. Louis Fed Financial Stress Index). Auf der anderen
Seite ging die Erwerbsqute (das Verhältnis der Beschäftigten zur Bevölkerung im
erwerbsfähigen Alter) signifikant zurück (Schaubild: Employment-Population Ratio), was ein
katastrophaler Zusammenbruch ist, was wiederum ohne Zweifel ein Versagen
bedeutet.
Krugman argumentiert, dass Summers eindeutig nicht im „Banking Camp“ ist. Wenn man sich die Artikel von
Summers über die Fiskalpolitik ansieht, vertritt der (von Präsident Obama
ernannte) Direktor des National Economic Council die Meinung, dass die Arbeit
im Hinblick auf die wirtschaftliche Erholung noch nicht abgeschlossen ist.
Während Summers in den Augen von
Krugman nicht im „Banking Camp“ ist, ist aber Präsident Obama dort. Die Wahl zu
Gunsten von Summers durch den Präsidenten würde daher die Ansicht von Obama
bestätigen, dass die Politik in den Jahren 2009 und 2010 richtig gewesen sei
und das "Winning Team" daher zusammengehalten werden soll. Selbst wenn Summers
die richtige Wahl wäre, ist es eine Wahl, die der Präsident aus falschen
Gründen trifft, fasst Krugman als Fazit zusammen.
Warum setzt sich DeLong aber für Summers ein? Es ist schwer, eine klare Antwort darauf zu geben. Aber DeLong scheint zwischen zwei Zeitphasen zu unterscheiden: 2009-2010 und danach.
1 Kommentar:
"...was eine Zentralbank ist und welchen Zwecken sie dient,..."
...kann nur wissen, wer zuerst das Geld verstanden hat:
Geldtheorie
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