Montag, 23. September 2013

Was Spekulationsblasen mit Gehirn zu tun haben

Es ist bekannt, dass das Gehirn ein sehr aktives Organ ist. Aber was hat das Gehirn mit Spekulationsblasen zu tun? Eine Forschungsarbeit (h/t to Noah Smith) meldet, dass sich die Treiber von financial boom & bust wohl im Kopf befinden. Spekulationsblasen, die zum Absturz der Finanzmärkte führen, dürften demnach selbst gemacht sein, weil instinktive biologische Mechanismen im Gehirn der Händler sie dazu veranlassen, zu versuchen, herauszufinden, wie andere Händler sich verhalten.

Die Studie bietet einen ersten Einblick in die Prozesse im Gehirn, die finanzielle Entscheidungen und Verhaltensweisen untermauern, welche wiederum zur Bildung von Spekulationsblasen führen.

Forscher am California Institute for Technology fanden heraus, dass die Bildung von Blasen mit einer erhöhten Aktivität in einem Bereich des Gehirns verbunden ist, wo die Prozesse in Bezug auf Werturteile verarbeitet werden. Menschen mit grösseren Hirnaktivitäten in diesem Bereich sind i.d.R. dazu geneigt, auf der Welle von Blasen zu reiten und Geld zu verlieren, weil sie das Augenmerk auf einen Vermögenswert richten anstatt auf grundlegende Daten.

Es gibt angeblich eine starke Korrelation zwischen der Aktivität im Wert der Verarbeitung dieses Teils des Gehirns und einem anderen Bereich des Gehirns, wo soziale Signale gesendet werden, um aus Absichten anderer Menschen zu schliessen und ihr Verhalten vorherzusagen.

Benedetto De Martino an der Royal Holloway University of London, der die Forschungsarbeit geleitet hat, sagt, dass die Menschen in einer Situation der Spekulationsblase die Vorgänge im Gehirn, die sie für finanzielle Entscheidungen verwenden, so verschieben, dass sie anfangen, zu versuchen, sich vorzustellen, wie die anderen Händler sich wohl verhalten. Dies führt dazu, dass sie ihre Urteile im Hinblick auf den Wert der Anlagen abändern. Das heisst, dass sie ihre Entscheide weniger auf explizite Informationen stützen, wie z.B. aktuelle Preise, sondern auf die Vorstellung, wie der Markt sich ändern würde.

Prof. Peter Bossaerts von der University of Utah, ein Co-Autor der Studie, erklärt, dass es sich um eine „Gruppen-Illusion“ (group illusion) handelt. Wenn Marktteilnehmer im Umfang der Transaktionen Inkonsistenz beobachten, denken sie, dass es Menschen gibt, die über den Markt mehr wissen und daraus ihre Entscheide herleiten. In Wirklichkeit kann daraus nichts gewonnen werden, weil niemand es einfach besser weiss.

Die Entscheidungsmechanismen im Gehirn, die die Finanzmärkte antreiben, können zwar nicht helfen, die Entstehung einer Spekulationsblase vorherzusagen, aber sie schaffen eine Abhilfe, bessere soziale und finanzielle Interventionen zu entwerfen, um die Bildung von Blasen in Zukunft zu vermeiden, fasst EurekAlert als Fazit zusammen.



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