Freitag, 6. September 2013

Fünf Jahre danach: Grossbanken und die alte Leier

Es ist bereits fünf Jahre seit dem Fall von Lehman Brothers und dem Beginn des immensen Versagens der Wirtschaftspolitik in den USA.

In ein paar Tagen werden wir den fünften Jahrestag des Absturzes von Lehman Brothers, den Moment, als eine Rezession sich, was ja schlimm genug war, in etwas viel Gruseliges verwandelt hat, begehen, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumen („Years of Tragic Waste“) am Freitag in NYTimes. Plötzlich standen wir vor der realen Möglichkeit einer wirtschaftlichen Katastrophe. Und die Katastrophe kam, beschreibt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Warten Sie, sagen Sie Katastrophe? Welche Katastrophe? Wurde nicht vor einer zweiten Great Depression gewarnt? Und es ist passiert, oder? Das Wichtigste ist jedoch, wahrzunehmen, dass man hier mit einem immensen Versagen der Wirtschaftspolitik zu tun hat, die sich gerade noch vor einem totalen Zusammenbruch hat zurückhalten können. Und das Versagen der Wirtschaftspolitik in den letzten fünf Jahren war in der Tat immens, legt Krugman dar.

Stellen wir die Politik für einen Moment auf die Seite und fragen uns, wie die vergangenen fünf Jahre ausgesehen hätten, wenn die US-Regierung tatsächlich in der Lage und willens gewesen wäre, zu tun, was die makroökonomischen Bücher empfehlen, was in einer solchen Situation getan werden soll. Krugman berichtet von seiner eigenen Forschung: Das Konjunkturprogramm (stimulus) hätte rund dreimal höher sein sollen. Und das Augenmerk hätte sich auf Ausgaben statt auf Steuersenkungen richten sollen.



US-Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Paul Krugman


Hätte eine solche Politik funktioniert? Alle Beweise der vergangenen fünf Jahre sagen ja. Die Staatsausgaben hätten in der Tat Arbeitsplätze geschaffen. Hätte ein solches Paket aber nicht mehr Schulden bedeutet? Ja, aber das Verhältnis der Schulden zum BIP wäre nur ein paar Punkte höher ausgefallen. Denkt jemand im Ernst, dass dieser Unterschied eine Finanzkrise ausgelöst hätte?

Auf der anderen Seite der Bilanz sind wir ein reiches Land mit einer heiteren Zukunft, unterstreicht Krugman weiter: „Ein angemessenes Programm für die Schaffung von Arbeitsplätzen als eine politische Angelegenheit war nie eine reale Möglichkeit“. Und es sind nicht nur die Politiker, die gescheitert sind. Viele Ökonomen wurden zu einem Teil des Problems, indem sie die Ängste vor Inflation und Schulden schürten, anstatt den Weg aus der Krise in Richtung Schaffung von Arbeitsplätzen zu zeigen.

Krugman denkt, dass es wichtig ist, zu erkennen, wie schlecht die Politik ausgefallen ist und weiterhin scheitert. Gerade jetzt scheint Washington getrennt, zwischen Republikanern, die jede Art der staatlichen Handlung denunzieren und darauf beharren, dass alle wirtschaftspolitischen Massnahmen, die die Krise gemildert haben, es tatsächlich verschlimmern und Anhängern von Obama, die darauf bestehen, dass sie einen tollen Job gemacht haben, weil die Welt nicht mehr vor der Kernschmelze stehe.

Offensichtlich liegt das Team von Obama weniger falsch als die Republikaner. Aber gemessen mit einem objektiven Massstab versagt die US-Wirtschaft seit Lehman erstaunlich kläglich, fasst Krugman als Fazit zusammen.

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