Es ist bereits fünf Jahre seit dem Fall von Lehman Brothers und dem Beginn des immensen Versagens der Wirtschaftspolitik in den USA.
In ein paar Tagen werden wir den
fünften Jahrestag des Absturzes von Lehman Brothers, den Moment, als eine
Rezession sich, was ja schlimm genug war, in etwas viel Gruseliges verwandelt
hat, begehen, schreibt Paul Krugman
in seiner lesenswerten Kolumen („Years of
Tragic Waste“) am Freitag in NYTimes. Plötzlich standen wir vor der realen Möglichkeit einer
wirtschaftlichen Katastrophe. Und die Katastrophe kam, beschreibt der an der Princeton University lehrende
Wirtschaftsprofessor.
Warten Sie, sagen Sie
Katastrophe? Welche Katastrophe? Wurde nicht vor einer zweiten Great Depression gewarnt? Und es ist
passiert, oder? Das Wichtigste ist jedoch, wahrzunehmen, dass man hier mit
einem immensen Versagen der Wirtschaftspolitik zu tun hat, die sich gerade noch
vor einem totalen Zusammenbruch hat zurückhalten können. Und das Versagen der
Wirtschaftspolitik in den letzten fünf Jahren war in der Tat immens, legt
Krugman dar.
Stellen wir die Politik für einen
Moment auf die Seite und fragen uns, wie die vergangenen fünf Jahre ausgesehen
hätten, wenn die US-Regierung tatsächlich in der Lage und willens gewesen wäre,
zu tun, was die makroökonomischen Bücher empfehlen, was in einer solchen
Situation getan werden soll. Krugman berichtet von seiner eigenen Forschung:
Das Konjunkturprogramm (stimulus)
hätte rund dreimal höher sein sollen. Und das Augenmerk hätte sich auf Ausgaben
statt auf Steuersenkungen richten sollen.
US-Produktionslücke (output gap), Graph: Prof. Paul Krugman
Hätte eine solche Politik
funktioniert? Alle Beweise der vergangenen fünf Jahre sagen ja. Die
Staatsausgaben hätten in der Tat Arbeitsplätze geschaffen. Hätte ein solches
Paket aber nicht mehr Schulden bedeutet? Ja, aber das Verhältnis der Schulden
zum BIP wäre nur ein paar Punkte höher ausgefallen. Denkt jemand im Ernst, dass
dieser Unterschied eine Finanzkrise ausgelöst hätte?
Auf der anderen Seite der Bilanz
sind wir ein reiches Land mit einer heiteren Zukunft, unterstreicht Krugman
weiter: „Ein angemessenes Programm für die Schaffung von Arbeitsplätzen als
eine politische Angelegenheit war nie eine reale Möglichkeit“. Und es sind
nicht nur die Politiker, die gescheitert sind. Viele Ökonomen wurden zu einem
Teil des Problems, indem sie die Ängste vor Inflation und Schulden schürten, anstatt
den Weg aus der Krise in Richtung Schaffung von Arbeitsplätzen zu zeigen.
Krugman denkt, dass es wichtig
ist, zu erkennen, wie schlecht die Politik ausgefallen ist und weiterhin
scheitert. Gerade jetzt scheint Washington getrennt, zwischen Republikanern,
die jede Art der staatlichen Handlung denunzieren und darauf beharren, dass
alle wirtschaftspolitischen Massnahmen, die die Krise gemildert haben, es
tatsächlich verschlimmern und Anhängern von Obama, die darauf bestehen, dass
sie einen tollen Job gemacht haben, weil die Welt nicht mehr vor der
Kernschmelze stehe.
Offensichtlich liegt das Team von
Obama weniger falsch als die Republikaner. Aber gemessen mit einem objektiven
Massstab versagt die US-Wirtschaft seit Lehman erstaunlich kläglich, fasst
Krugman als Fazit zusammen.
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