Die Inflationsrate wird auf längere Sicht v.a. durch die Geldpolitik bestimmt, hält die Fed fest. Und daher sieht sich der geldpolitischen Ausschuss der US-Notenbank in der Lage, ein längerfristiges Ziel für die Inflation anzugeben und anzustreben.
Die Fed betrachtet eine Inflation von 2%, gemessen durch die jährliche Veränderung
des Preisindexes für PCE (persönliche Konsumausgaben) als den konsequentesten Wert, der mit dem
gesetzlichen Auftrag der US-Notenbank im Einklang steht.
Die Vermittlung dieses
Inflationsziels über die Öffentlichkeit hilft, die längerfristigen
Inflationserwartungen verankert zu halten, wobei die Fed vor diesem Hintergrund
zugleich auch eine maximale Beschäftigung fördert.
Für die Geldpolitik ist jedoch
nicht der viel zitierte Verbraucherpreis-Index (CPI), sondern die PCE-Inflation
entscheidend, wie die Fed selbst hervorhebt. Und die PCE-Inflation verläuft seit geraumer Zeit unter
der Marke von 2 Prozent.
Justin Wolfers schreibt vor diesem Hintergrund in einem
lesenswerten Artikel („Where is the panic
over deflation?“) in Bloomberg,
dass der PCE Deflator im zweiten Quartal gesunken ist.
Es handelt sich zwar dabei um einen Rückgang von 0,1%. Aber es ist insofern bemerkenswert, als die politischen
Entscheidungsträger zur Zeit in der Öffentlichkeit über „tapering“
diskutieren, d.h. wann und wie die Geldpolitik zu straffen ist.
Der an der University of Michigan lehrende Wirtschaftsprofessor will damit
nicht sagen, dass eine weit verbreitete Deflation
die US-Wirtschaft heimsucht. Aber selbst die Kern PCE, ein besserer Messwert (wo die Preise für Nahrungsmittel- und Energie
ausgeklammert werden) ist auf das Jahr hochgerechnet nur um 0,6% gestiegen.
US PCE Inflation, Graph: Prof. Ed Dolan
Im Moment scheint daher das
Risiko einer Deflation grösser als das Risiko einer explosiven Inflation. Und
die Wahrscheinlichkeit, dass das Inflationsziel unterschritten wird, ist
grösser als die Wahrscheinlichkeit, dass das Inflationsziel überschritten wird.
Und die Fed geht nach eigenen Vorhersagen tatsächlich von einer Unterschreitung
des Inflationsziels in den kommenden drei Jahren aus.
Während die Fed das
Inflationsziel verfehlt, hält die hohe Arbeitslosigkeit unnötig lang an. Die
politischen Entscheidungsträger sind also gefordert, dringend eine Abhilfe zu
schaffen.
Im Grunde genommen gilt das auch
für Europa. Wie das statistische Bundesamt gestern mitgeteilt hat, sind die
Verbraucherpreise in Deutschland im
September um 1,4% gegenüber dem Vorjahresmonat gestiegen (Juni 1,8%, Juli 1,0%, Aug 1,5%).
Deutschland hat damit gegen das
von der EZB festgelegte gemeinsame Inflationsziel (von 2%) für die Eurozone erneut
verstossen. Was darüber hinaus fatale Folgen hat, ist die Tatsache, dass die
deutsche Politik vom Rest der EU fordert, die Kosten und die Preise nach unten
zu korrigieren. Diese Wirtschaftspolitik kann früher oder später nur zu Deflation führen. Zumal die EU-Peripherie
eine lange Phase der Massenarbeitslosigkeit in Kauf nehmen müsste. Deutschland
hat die Zielinflationsrate der EZB von Anfang der Euro-Einführung an systematisch unterlaufen. Die deutsche Bundesregierung wirft aber der
EU-Peripherie unverantwortliche Haushaltsführung vor.
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