Mark Schieritz deutet in seinem Blog auf einen interessanten Artikel (“Austerity seen easing with change to EU budget policy”) im WSJ hin, wonach die EU-Kommission über eine Überarbeitung ihrer Methoden zur Schätzung der Produktionslücke (output gap) nachdenkt.
Eine Arbeitsgruppe namens OGWG
arbeitet daran, herauszufinden, inwieweit sich die tatsächliche Produktion im
Euro-Raum vom Potenzialwachstum unterscheidet.
Es wird höchtste Zeit. Paul Krugman hat sich in seinem Blog damit
bereits einige Male beschäftigt. Die Standard-Methoden zur Schätzung des Wirtschaftspotenzials
(potential GDP) funktionieren
schlecht, v.a. wenn die Wirtschaft in ener tiefen Rezession steckt, was dazu
führt, dass der Abschwung als „strukturell“
betrachtet wird, was nur durch schmerzhafte Reformen angegangen werden kann.
Spanien bildet
dabei einen besonders markanten Fall. Den aktuellen
Schätzungen der EU-Kommission zufolge sieht die NAWRU (non-accelerating
wage rate of unemployment) wie folgt aus:
Spanien hat demnach einen rätselhaften
Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit. Woran kann es liegen? Vielleicht
ist so was gar nicht passiert.
NAWRU für Spanien laut EU-Kommission, Graph: Prof. Paul Krugman
NAWRU steht für „ non-accelerating wage rate of unemployment” und beschreibt die
Arbeitslosenquote, wo durch Lohnerhöhungen kein Inflationsdruck entsteht.
Die Wirtschaftsdaten Spaniens sehen im
Sog der Euro-Krise wie eine altmodische Phillips-Kurve
aus, was zu erwarten wäre, wenn Inflationserwartungen „gut verankert“ sind,
erklärt Krugman und bietet die folgende bemerkenswerte Abbildung.
Phillips-Kurve für Spanien, Graph: Prof. Paul Krugman
Eingetragen sind die Inflationsdaten
gemessen am BIP-Deflator und
Arbeitslosigkeit seit dem
Euro-Beitritt Spaniens.
Es sieht so aus, wie wenn sich strukturell nichts geändert hätte, und
alles mit dem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu tun hat.
Das Streudiagramm legt nahe, dass
spanische Wirtschaft in der Mitte der 2000er Jahre überhitzt war. Aber
angesichts der Inflation von 2% oder etwas mehr sollte Spanien eine Arbeitslosenquote
von rund 15% haben oder 10% weniger als heute der Fall ist. Das heisst, dass
das Land heute eine viel zu viel unnötige Arbeitslosigkeit hat, wegen der
harschen Austeritätspolitik durch die EU.
Eine weitere Schlussfolgerung, die das
Diagramm präsentiert, ist, dass die Kosten der „internen Abwertung“ (internal devaluation) darauf hindeuten, dass Spanien eine sehr niedrige Inflation,
mehrere Punkte unter Deutschlands, für mehrere Jahre aufweisen muss.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen