Sonntag, 22. September 2013

Produktionslücke und das Leiden Spaniens

Mark Schieritz deutet in seinem Blog auf einen interessanten Artikel (“Austerity seen easing with change to EU budget policy”) im WSJ hin, wonach die EU-Kommission über eine Überarbeitung ihrer Methoden zur Schätzung der Produktionslücke (output gap) nachdenkt.

Eine Arbeitsgruppe namens OGWG arbeitet daran, herauszufinden, inwieweit sich die tatsächliche Produktion im Euro-Raum vom Potenzialwachstum unterscheidet.

Es wird höchtste Zeit. Paul Krugman hat sich in seinem Blog damit bereits einige Male beschäftigt. Die Standard-Methoden zur Schätzung des Wirtschaftspotenzials (potential GDP) funktionieren schlecht, v.a. wenn die Wirtschaft in ener tiefen Rezession steckt, was dazu führt, dass der Abschwung als „strukturell“ betrachtet wird, was nur durch schmerzhafte Reformen angegangen werden kann.

Spanien bildet dabei einen besonders markanten Fall. Den aktuellen Schätzungen der EU-Kommission zufolge sieht die NAWRU (non-accelerating wage rate of unemployment) wie folgt aus:

Spanien hat demnach einen rätselhaften Anstieg der strukturellen Arbeitslosigkeit. Woran kann es liegen? Vielleicht ist so was gar nicht passiert.



NAWRU für Spanien laut EU-Kommission, Graph: Prof. Paul Krugman

NAWRU steht für „ non-accelerating wage rate of unemployment” und beschreibt die Arbeitslosenquote, wo durch Lohnerhöhungen kein Inflationsdruck entsteht.

Die Wirtschaftsdaten Spaniens sehen im Sog der Euro-Krise wie eine altmodische Phillips-Kurve aus, was zu erwarten wäre, wenn Inflationserwartungen „gut verankert“ sind, erklärt Krugman und bietet die folgende bemerkenswerte Abbildung.



Phillips-Kurve für Spanien, Graph: Prof. Paul Krugman

Eingetragen sind die Inflationsdaten gemessen am BIP-Deflator und
Arbeitslosigkeit seit dem Euro-Beitritt Spaniens.

Es sieht so aus, wie wenn sich strukturell nichts geändert hätte, und alles mit dem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage zu tun hat.

Das Streudiagramm legt nahe, dass spanische Wirtschaft in der Mitte der 2000er Jahre überhitzt war. Aber angesichts der Inflation von 2% oder etwas mehr sollte Spanien eine Arbeitslosenquote von rund 15% haben oder 10% weniger als heute der Fall ist. Das heisst, dass das Land heute eine viel zu viel unnötige Arbeitslosigkeit hat, wegen der harschen Austeritätspolitik durch die EU.

Eine weitere Schlussfolgerung, die das Diagramm präsentiert, ist, dass die Kosten der „internen Abwertung“ (internal devaluation) darauf hindeuten, dass Spanien eine sehr niedrige Inflation, mehrere Punkte unter Deutschlands, für mehrere Jahre aufweisen muss.


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