In den USA wird heute die Arbeiterbewegung gefeiert. Am Tag der Arbeit (Labor Day) befasst sich Paul Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („Love for Labor Lost“) am Montag in NYTimes mit der Frage, wie die Rechten dazu kamen, die Arbeitnehmer zu verachten.
Es ging nicht immer um Hot Dogs. Ursprünglich hatte der Tag der
Arbeit, ob man es glauben will oder nicht, etwas mit Respekt für die Arbeit zu
tun. Es ist alles heute schwer vorstellbar. Tatsächlich können viele der
heutigen Politiker sich nicht einmal dazu durchringen, Respekt für normale,
arbeitende Amerikaner vorzutäuschen, legt Krugman dar.
Betrachten wir zum Beispiel Eric Cantor, den Mehrheitsführer des
Repräsentantenhauses, wie er den Labor Day im Vorjahr via Twitter gekennzeichnet hat: „Heute feiern
wird diejenigen, die ein Risiko eingegangen sind, um ein Geschäft aufzubauen
und den eigenen Erfolg verdienen“. Ja, am Tag der Arbeit sah Cantor einen Anlass, um Unternehmen zu ehren.
Ganz allgemein gesehen gilt es,
die Definition derjenigen Menschen zur
Kenntnis zu nehmen, die die Konservativen als Parasiten betrachten. Es gab eine
Zeit, als der Zorn der Rechten sich an Faulenzer im Wohlbefinden gerichtet hat.
Aber auch wenn die Zahl der Amerikaner, die Sozialhilfe beziehen, abgenommen
hat, ist die Anzahl der Amerikaner ,die die Rechten eher als „Nehmer“ als „Macher“
ansehen, durch die Decke geschossen, fast die Hälfte der Bevölkerung umfassend.
Und die grosse Mehrheit dieser neu definierten Armee von Schnorrern besteht aus
Familien, die keine Einkommenssteuern, aber Sozialversicherungsabgaben (payroll tax),
viele davon ältere Menschen, zahlen.
US Federal Taxes, Graph: Tax Policy Center
Man fragt sich vielleicht, warum
wir Sozialhilfe an die arbeitende Amerikaner zahlen sollen. Schliesslich sind
sie nicht völlig mittellos. Aber die Tatsache ist, dass die wirtschaftliche
Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten gestiegen ist und während eine Handvoll
Leute stratosphärische Einkommen beziehen, findet eine weit grössere Zahl von
Amerikanern, egal wie hart sie arbeiten, dass sie sich eine
Mittelschicht-Existenz nicht leisten können, insbesondere Krankenversicherung,
argumentiert Krugman.
Aber selbst Lebensmittel auf den
Tisch zu bekommen, kann sich problematisch erweisen. Zu sagen, dass sie etwas Hilfe
gebrauchen, sollte uns nicht veranlassen, weniger an sie zu denken. Und es sollte
sicherlich den Respekt für diejenigen Menschen, die hart arbeiten und nach den
Regeln spielen, nicht beeinträchtigen, unterstreicht Krugman.
Aber natürlich ist das nicht der
Weg, wie jeder es sieht. Insbesondere gibt es offensichtlich viele wohlhabende
Leute in Amerika, die alle, die nicht wohlhabend sind, als Verlierer ansehen;
eine Haltung, die inzwischen deutlich stärker geworden ist, als die Lücke sich zwischen
dem 1-Prozent und allen anderen in der Gesellschaft weit geöffnet hat. Und
solche Leute haben viele Freunde in Washington.
Werden wir dieses Mal von Cantor und seinen Kollegen etwas hören, was darauf hindeutet, dass sie die Menschen respektieren, die für ihren Lebensunterhalt arbeiten? Vielleicht, bemerkt Krugman als Fazit. Aber das einzige, was wir sicher wissen, ist, dass sie es nicht so meinen.
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