Sonntag, 15. September 2013

Euro, Sudden Stops und Goldstandard

Was Barry Eichengreen und Olivier Accominotti in dem lesenswerten Artikel in voxeu (mit Blick auf Europa) schreiben, veranlasst Paul Krugman, dazu in seinem Blog kurz Stellung zu nehmen.

Zur Erinnerung:  Krugman hat die Euro-Krise von Anfang an nicht als eine Schulden-, sondern als eine Zahlungsbilanz-Krise betrachtet: also einen Fall, wo die Kapitalzuflüsse in die Peripherie der Euro-Zone sich plötzlich umkehren.

Was Eichengreen und Accominotti darüber hinaus unterstreichen, ist, dass es sich dabei (in der Euro-Zone) nicht um ein neues Phänomen handelt, sondern etwas Ähnliches ist in Europa bereits geschehen, und zwar von 1919 bis 1933.

Es waren Österreich, Ungarn und Deutschland, die eine plötzliche Umkehrung der Kapitalströme erlebten, mit ähnlichen katastrophalen Folgen wie heute die EU-Peripherie.

Krugman erinnert daran, dass die Wortschöpfung „sudden stop“ von Guillermo Calvo nach der Asien-Krise der 1990er Jahre geprägt wurde. Der argentinische Ökonom hat allerdings darauf hingewiesen, dass den „sudden stops“ i.d.R. so etwas wie „Phoenix Wunder“ folge, wo die Volkswirtschaft „brüllend“ wieder auf die Beine kommt.

Heute sehen wir aber in Europa keine Volkswirtschaften wie Phoenix aus der Asche steigend. Warum nicht?



Industrieproduktion in 5 Ländern zwischen 1927 und 1937, Graph: Prof. Christina D. Romer, in: The Nation in Depression

Interessant ist jedoch, dass es damals in der Tat Volkswirtschaften gab, die „wie ein Phönix aus der Asche“ gestiegen sind.

Frankreich war aber die Ausnahme. Warum? Weil Paris am Goldstandard festgehalten hat.

Welche Parallelen gibt es zu heute?

Die Antwort mit der Rolle der Gemeinschaftswährung zu tun. Die betroffenen Länder an der EU-Peripherie können den Euro nicht abwerten, um die schweren Auswirkungen der Krise abzumildern. Sie haben nicht viel Spielraum, zumal die Fiskalpolitik Tabu ist. Der Euro wirkt daher heute als Einschränkung wie der Goldstandard damals, vielleicht sogar noch schlimmer.

PS: Ich dachte, dass der Ausdruck von Rudi Dornbusch stammt. Aber auch andere Quellen verweisen auf Guillermo Calvo.


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