Die
wilde Fahrt von Bitcoin dürfte wohl nicht das grösste Wirtschaftsthema der
vergangenen Woche sein, aber sie war sicherlich die unterhaltsamste, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („The Antisocial Network“) am
Montag in NYTimes.
Im
Laufe von weniger als zwei Wochen hat sich der Preis der „digitalen Währung“ mehr
als verdreifacht. Und dann ist er um mehr als 50% in wenigen Stunden
abgestürzt. Plötzlich hat es sich so angefühlt, wie wenn wir zurück in der
Dot-com-Ära wären.
Die
wirtschaftliche Bedeutung dieser Achterbahnfahrt war laut Krugman im Grunde
genommen NULL. Aber der Furor über Bitcoin war eine nützliche Lektion über die
Art und Weise, wie die Menschen das Geld missverstehen, und v.a. wie sie
irregeführt werden, von dem Wunsch, den Wert des Geldes von der Gesellschaft,
der es dient, zu trennen, erklärt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.
Was
ist Bitcoin? Es wird manchmal als eine Möglichkeit beschrieben, online Transaktionen zu machen. Aber das
wäre ja nichts Neues in einer Welt von Kreditkarten und PayPal-Transaktionen.
In der Tat schätzt das US-Handelsministerium, dass im Jahr 2010 rund 16% des
Gesamtumsätze in Amerika bereits in Form von e-commerce geschehen ist.
Die
grössten Investoren in Bitcoins sind nach eigenen Angaben die Winklevoss Brüder. Und sie
erheben für das digitale Produkt ähnliche Ansprüche wie Goldbugs: „Wir haben
gewählt, unser Geld und Glauben in einen mathematischen Rahmen, frei von
Politik und menschliches Versagen, zu setzen“.
Die
Ähnlichkeit mit Goldbug Rhetorik ist kein Zufall, da Goldbugs und Bitcoin Anhänger (Bitbugs?)
tendenziell libertäre Politik und die Überzeugung teilen, dass die Regierungen
ihre Macht enorm missbrauchen, Geld zu drucken. Es gibt jedoch zwei grosse
Missverständnisse, legt Krugman dar. Das eine davon ist praktisch und das
andere philosophisch, welche dem Goldbugism und Bitbugism zugrunde liegen.
Das
praktische Missverständnis ist, was ein ganz grosses ist, dass wir im Zeitalter
des wilden, unverantwortlichen money-printing
leben, mit galoppierender Inflation gleich um die Ecke. Die Wahrheit ist, dass
Bernankes Versprechen, dass die Massnahmen der Fed nicht inflationär sind, sich
bestätigt haben, während die düsteren Warnungen von Goldbugs vor Inflation sich
nicht als wahr erweisen.
Das
philosophische Missverständnis scheint jedoch sogar noch grösser zu sein.
Goldbugs und Bigbugs scheinen sich gleichermassen für einen makellosen monetären
Standard einzusetzen, unberührt von menschlicher Schwäche. Aber das ist laut
Krugman ein Traum. Geld ist, wie Paul
Samuelson einst erklärt hat, eine soziale Einrichtung (a social contrivance), nicht etwas, was ausserhalb der Gesellschaft
steht. Selbst wenn Menschen auf Gold- und Silbermünzen stehen, waren es nicht
die Edellmetalle selbst, die die Münzen nützlich machten, sondern die
Erwartungen, dass andere Menschen sie auch als Zahlungsmittel akzeptieren
würden.
Eigentlich
würde man erwarten, dass die Winklevoss Brüder, aber auch alle anderen Menschen
das verstehen, weil das Geld eine Art ein soziales Netzwerk (social network) ist, was nur nützlich wird,
weil die anderen Leute es auch benutzen. Aber manche Menschen sind wahrscheinlich
von der Vorstellung geplagt, dass das Geld ein menschliches Ding ist und sie
wollen alle Vorteile des monetären Netzwerkes ohne den sozialen Teil. Das geht
nicht.
Brauchen
wir also eine neue Form des Geldes? Das wäre dann der Fall, wenn das Geld, das
wir haben, schlecht benehmen würde. Es ist dem aber nicht so. Wir haben enorme
wirtschaftliche Probleme, aber das grüne Stück Papier schlägt sich sehr gut und
wir sollten es so belassen, hält Krugman als Fazit fest.
1 Kommentar:
"Die Wahrheit ist, dass Bernankes Versprechen, dass die Massnahmen der Fed nicht inflationär sind, sich bestätigt haben, während die düsteren Warnungen von Goldbugs vor Inflation sich nicht als wahr erweisen."
Warten wir doch einfach noch ein Weilchen. Pohl ("Theorie der Inflation") schreibt ja nicht ohne Grund: "Inflation - einmal in Gang gekommen - ernährt sich selbst, wird immer schlimmer. Sie unterminiert die marktwirtschaftliche Ordnung, weil sie das Vertrauen in den Wert des Geldes demoliert..."
"Selbst wenn Menschen auf Gold- und Silbermünzen stehen, waren es nicht die Edellmetalle selbst, die die Münzen nützlich machten, sondern die Erwartungen, dass andere Menschen sie auch als Zahlungsmittel akzeptieren würden."
Und genau diese Akzeptanz ist bei den genannten Edelmetallen erheblich (!) höher als bei Papiergeld. Was sich ein Krugmann natürlich nicht vorstellen kann, da auch sein Geld, der US-$, fast überall akzeptiert wird. Aber wer nimmt in Uganda schwedische Öre oder marokkanische Dirham in Mexico? Umgekehrt wird ein Schuh draus: Eine mexikanische Silberunze wird man auch in Uganda oder Schweden los.
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