Es
ist ohne Zweifel wahr, dass die Keynesianer sich in dieser Wirtschaftskrise
insgesamt gut geschlagen haben. Die Erfolgsbilanz hat aber quasi einen
Schönheitsfehler, wie Paul Krugman
in seinem Blog bemerkt.
Die
Deflation hat sich nämlich nicht so entwickelt
wie erwartet. Die Inflation blieb sehr gedämpft. Krugman hat am Anfang eine Deflation
à la Japan für möglich gehalten. Das ist jedoch nicht passiert. Und
bemerkenswerterweise hat selbst Japan nicht mehr als eine sehr allmählich verlaufende
Deflation erlebt. Warum?
Eine
Möglichkeit ist, dass die Wirtschaft doch nicht so kraftlos endete wie man am
Anfang eingeschätzt hat, sodass das Problem eher strukturell als konjunkturell
war.
Eine
andere Möglichkeit ist, wie Krugman früh angedeutet hatte, dass rigide Löhne (DNWR: downward nominal wage rigidity) erklären
könnten, warum der ziemlich rasche Rückgang der Inflation in den vergangenen
tiefen Rezessionen diesmal ausgeblieben ist. Wenn die Löhne nach unten starr
sind, wird Inflation selbst in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft auf einem
niedrigen Niveau „sticky“ (kurzfristig
träge).
Vor
diesem Hintergrund ist es interessant, festzustellen, wie zwei aktuelle Studien
(Hobijn & Daly auf der Fed-Konferenz in Boston und der IWF
in World Economic Outlook) nahelegen, dass das Problem nicht strukturelle
Arbeitslosigkeit ist, sondern die geringe Reaktionsfähigkeit der Inflation auf
die Arbeitslosigkeit, wenn Inflation bereits niedrig ist.
Krugman
zieht drei Schlussfolgerungen daraus:
(1) Das
Risiko ist gering, dass die Inflation sich beschleunigt. Wie Hobijn und Daly unterstreichen, gibt es „Nachholbedarf für Lohnkürzungen“,
sodass die Inflation wahrscheinlich weiter nach unten gedruckt werde, selbst nach
dem sich die Wirtschaft erholt hat.
(2) Zentralbanken
und andere Entscheidungsträger würden einen schrecklichen Fehler machen, wenn
sie sich wegen der niedrigen und stabilen Inflation auf die Schulter klopfen
und zurücklehnen würden. Niedrige, stabile Inflation steht, wie es sich
herausgestellt hat, vollständig mit der katastrophalen economic mismanagement im Einklang.
(3) Keynesianer nehmen heute wahr, dass ein Teil ihrer Vorhersage nicht zugetroffen
ist, und passen daher ihr Wirtschaftsmodell an. Auch diejenigen, die auf der
anderen Seite der Debatte stehen, sollten ihre Fehler hinterfragen und zur
Kenntniss nehmen, dass das Ignorieren von Fehlern und die Wiederholung von falschen
Behauptungen die Problematik nur verschärfen.
PS: Ein älterer Eintrag zum Thema Deflation („Wissen Ökonomen überhaupt,
wie Deflation funktioniert?“) in diesem Blog.
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