Ist
Deutschland das ärmste Land des Euro-Raums, wie eine Studie der EZB nahelegt?
Die
Tatsache ist, dass Deutschland wesentlich reicher ist als die südeuropäischen
Länder wie z.B. Spanien, Griechenland und Portugal, schreibt Paul De Grauwe in Zusammenarbeit mit Yuemei Ji in einem lesenswerten Artikel
(„Are Germans really poore than
Spaniards, Italians and Greeks?“) in voxeu.
Es
gibt scheinbar ein Problem der Verteilug des Vermögens in Deutschland, bemerkt
der an der London School of Ecnomics
lehrende Wirtschaftsprofessor.
(1) Das Vermögen in Deutschland ist im höchsten
Grade im oberen Teil der Haushalte (im Hinblick auf die Einkommensverteilung) konzentriert.
(2) Ein grosser Teil des Vermögens in Deutschland wird nicht durch private
Haushalte gehalten, sondern wahrscheinlich durch die Unternehmen oder den Staat.
Daher
mag es nicht sinnvoll sein, die „armen“ deutschen Haushalte zu bitten,
Ressourcen nach Südeuropa zu liefern. Es dürfte aber viel mehr sinnvoll sein, solche
Anforderungen an den reichen Teil der deutschen Privathaushalte und an Unternehmen
zu stellen.
De Grauwe liefert eigene Abbildungen, um seine Analyse zu unterstreichen:
Kapitalstock
(Anlagevermögen) pro Kopf, Graph: Paul
De Grauwe & Yuemei Ji in voxeu
Das
Problem ist jedoch, dass das Vermögen in Deutschland so ungleich verteilt ist,
dass die weniger wohlhabenden Deutschen die Transferleistungen nach Südeuropa
als unfair wahrnehmen, hält De Grauwe als Fazit fest.
Wealth top
20% / Wealth bottom 20%, Graph: Paul
De Grauwe & Yuemei Ji in voxeu
PS: Auch Heiner Flassbeck befasst sich in seinem Blog mit der
problematischen und wenig aussagekräftigen EZB-Studie.
Der
ehemalige Chef-Ökonom der UNCTAD in Genf
erklärt v.a., wie der Zusammenhang zwischen Strömen und Beständen verwechselt wird.
Der Bestand des Vermögens, der Schulden oder Geldersparnisse sind weitgehend
uninteressant. Wichtig ist es, die Ströme in Ordnung zu bringen, d.h. das
Einkommen (Wachstum), die Nachfrage und die Investitionen.
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