Auch
im Euro-Raum und in den Nachbarländern gibt es Lohnrigidität. Und das Problem
ist in Europa sogar viel grösser (als in den USA), wie Paul Krugman in seinem Blog bemerkt, wo die Anpassung
(Korrektur) laut Brüssel und Berlin über „interne Abwertung“ (internal devaluation) erfolgen soll.
Es
handelt sich dabei um EU-Länder, wo der Zustrom des Kapitals (aus der Kern der
Eurozone) in der Zeitperiode von 2000 bis 2007 einen Boom (mit Lohnerhöhungen)
ausgelöst hat. Die Lohnstückkosten sind so stark gestiegen, dass die Peripherie
der Eurozone heute aufgefordert wird, Preise und Löhne zu kürzen, um
Wettbewerbsfähigkeit wiederherzustellen. Das ist wirklich schwer, formuliert
Krugman, wenn die nominalen Löhne nach unten starr sind.
Es
gibt aber Behauptungen, wonach die interne Abwertung im Euro-Raum bereits Erfolg habe. Die Produktivität sei angeblich
angestiegen, was aber laut Krugman nur eine statistische Illusion ist. Irland sieht z.B. gut aus, aber nur weil
der Pharma-Sektor sich gut geschlagen hat, während alle anderen Sektoren geschrumpft
sind.
Krugman
deutet auf die vom Eurostat neulich veröffentlichten Daten im Hinblick auf die
Arbeitsksoten pro Stunde (ohne Landwirtschaft und öffentliche Verwaltung). Und
die Zahlen zeigen nur wenig Bewegung in Nominallöhnen, mit Ausnahme von
Griechenland.
Griechenland:
-11,2%
Irland:
+0,8%
Spanien:
+8,3%
Estland:
+7,0%
Lettland:
+1,3%
Litauen:
-1,4%
Das
bedeutet nicht, dass keine interne Abwertung stattgefunden hat. Im Euro-Raum sind
die Arbeitskosten (d.h. Bruttolöhne und –gehälter + Lohnnebenkosten) um 8,4% gestiegen, sodass abgesehen von
Spanien jedes Land laut Krugman relativ
an Wettbewerbsfähigkeit gewonnen hat. Dennoch ist es eine Tatsache, dass die interne Abwertung sehr schwer
ist.
Wichtig
ist ferner, dass Wettbewerbsfähigkeit keine absolute, sondern eine relative Grösse ist. Produktivität ist
hingegen ein absolutes Konzept. Wenn ein Land seine Produktivität steigert,
geschieht es unabhängig vom Rest der Welt, wie Heiner Flassbeck in seinem Blog mit einem Beispiel
erläutert.
Wenn
ein Land z.B. in einer Stunde 10 Tonnen Stahl in einem Stahlwerk herstellt und
dann irgendwann dank z.B. Investitionen 12 Tonnen pro Stunden schafft, ist die
Produktivität damit gestiegen. Aber dies sagt noch nichts über die
Wettbewerbsfähigkeit aus. Die Wettbewerbsfähigkeit kann gleich geblieben sein,
wenn die Konkurrenz auch die Produktivität gesteigert hat oder die
Wettbewerbsfähigkeit kann gestiegen sein, wenn die Konkurrenz die Produktivität
weniger gesteigert hat. Oder die Wettbewerbsfähigkeit kann sogar gefallen sein,
wenn die Konkurrenz die eigene Produktivität stärker erhöht hat. Die
Wettbewerbsfähigkeit lässt sich also nur im Verhältnis zu anderen beurteilen.
Wenn der Kern der Eurozone an Wettbewerbsfähigkeit einbüsst, dann legt die
Peripherie der Eurozone an Wettbewerbsfähigkeit zu.
Vor
diesem Hintergrund empfiehlt Flassbeck eine EWU-weit koordinierte Lohnpolitik. Wenn
die Wettbewerbsfähigkeit der Länder innerhalb der EWU wieder untereinander
ausgeglichen wäre, das wäre also dann der Fall, wenn die Preise und Lohnstückkosten
ungefähr wieder gleich hoch wären wie zu Beginn der EWU.
Es
ist daher unsinnig, zu verkünden, dass die EU an
Wettbewerbsfähigkeit gewinnen müsse, was darauf hinausläuft, dass Europa
Aussenhandelsüberschüsse gegenüber dem Rest der Welt steigert. Der Rest der
Welt würde sich das nicht gefallen lassen und die eigene Währung abwerten,
um sich vom Deflationstrend in Europa
abzukoppeln, hält Flassbeck fest.
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