Wirtschaftliche
Debatten enden selten mit einem T.K.O. Aber die grosse
politische Debatte der letzten Jahre zwischen Keynesianern, die erhöhte
Staatsausgaben in einer Depression befürworten und Austerians, die für eine
sofortige Kürzung der Staatsausgaben plädieren, kommt zum Schluss, schreibt Paul Krugman in seiner lesenswerten
Kolumne („The 1 Percent’s Solution“)
am Freitag in NYTimes.
Zu
diesem Zeitpunkt ist der Standpunkt der Austerians implodiert. Die Position ist
nicht nur, was die Vorhersagen über die reale Welt betrifft, völlig
gescheitert, sondern auch die dafür angeführte akademische Forschung, die diese
Position angeblich unterstützen sollte, hat sich als gespickt mit Fehlern,
Auslassungen und zweifelhaften Statistiken herausgestellt.
Dennoch
bleiben zwei Fragen übrig. Die erste: Wie konnte die Austerität Doktrin
überhaupt in erster Linie so einflussreich werden? Die zweite: Wird sich die von
Austerians vertretene Politik jetzt überhaupt ändern, nachdem sie mit ihren
Behauptungen nun zum Futter von late-Night-Comics geworden sind?
Was
die erste Frage betrifft, lässt sich hauptsächlich zwei Studien ausmachen, die die
Austerität angeblich geistig rechtfertigen, aber einer strengen Überprüfung
nicht standhalten. Unterdessen wurden die Vorhersagen der Austerians von der
realen Welt schnell als Unsinn enttarnt. Doch hält die Austerität ihren Zugriff
auf die Meinung der Leiten aufrecht. Warum?
Zum
Teil liegt die Antwort im weit verbreiteten Wunsch, die Wirtschaft als
Moralfabel zu betrachten. Nach dem Motto: „Wir leben über unsere Verhältnisse
und wir werden einen unvermeidlichen Preis dafür zahlen“. Aber der Einfluss der
Austerität Doktrin kann nicht erfasst werden, ohne über Klassen und
Ungleichheit zu reden, legt Krugman dar.
Eine
aktuelle Forschungsarbeit („Democracy and the Policy Preferences of
Wealthy Americans“) von Benjamin Page, Larry Bartels und Jason Seawright
deutet darauf hin, dass der durchschnittliche Amerikaner über Haushaltsdefizite
etwas besorgt ist, was angesichts der ständigen Flut von Horrorgeschichten über das
Thema Haushalt in den Medien nicht wundert. Aber die wohlhabenden Menschen
sehen das Haushaltsdefizit mit grosser Mehrheit als das wichtigste Problem und
schlagen vor, die Staatsausgaben für Gesundheit und soziale Sicherheit zu
kürzen, während die breite Öffentlichkeit sich tatsächlich Mehrausgaben für Sozialprogramme
wünscht.
Die
politische Agenda der Austerität sieht wie ein einfacher Ausdruck der Präferenzen
der Oberschicht aus, verpackt in eine
Fassade von akademischer Strenge. Was die obere 1% will, wird zu
Wirtschaftswissenschaft, was wir dann tun müssen, hält Krugman fest.
Und
das wundert einen, wie viel Unterschied der geistige Zusammenbruch der Austerian-Position
nun tatsächlich ausmachen dürfte. Soweit wir die Politik der 1% haben, gemacht von
der 1% für die 1%, werden wird wahrscheinlich nur noch neue Begründungen für
die gleiche alte Politik sehen, fasst Krugman als Fazit zusammen. Hoffentlich
nicht. Der an der University of Princeton
lehrende Wirtschaftsprofessor möchte nämlich gern daran glauben, dass es auf
die Ideen und Erkenntnisse ankommt. Ansonsten würde man sich fragen, was man
mit seinem Leben anfängt? Die Zukunft wird zeigen, wie viel Zynismus
gerechtfertigt ist.
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