Freitag, 26. April 2013

Schweizer Gold-Bugs und die SNB


Die Goldinitiative verlangt, dass (1) die SNB mindestens 20%  ihrer Aktiven in Gold halten muss. Darüber hinaus sollen (2) die Goldreserven unverkäuflich sein. Und die Bestände an Gold sollen (3) in der Schweiz gelagert werden.

Die Schweizer  Gold-Bugs setzen sich dafür ein, dass die Forderungen in die Bundesverfassung aufgenommen werden.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) äusserst sich i.d.R. zu politischen Initiativen nicht. Da die Goldinitiative die SNB und ihre Handlungsfähigkeit unmittelbar betrifft, hat Thomas Jordan, SNB-Präsident heute in einem Referat anlässlich der GV der Aktionäre der SNB zum Inhalt der Initiative Stellung genommen.

Die vorgeschlagenen Massnahmen sind für die Sicherung der Währungs- und Preisstabilität nicht geeignet, ja sie sind sogar kontraproduktiv, bemerkt Jordan. Die geldpolitische Handlungsfähigkeit der SNB darf durch starre Vorschriften über die Zusammensetzung ihrer Bilanz nicht eingeschränkt werden. Gerade die jüngste Krise hat gezeigt, wie wichtig es für die SNB ist, die Bilanz bei Bedarf flexibel verlängern zu können. Würde die Initiative angenommen, müsste die SNB heute umfangreich Gold kaufen, um den Goldanteil von mind. 20% zu erreichen.

Die Aktivseite der SNB-Bilanz würde mit der Zeit aus unverkäuflichem Gold bestehen, hebt Jordan hervor. Die Steuerung des Zinsniveuas und der Geldmenge wäre dann laut Jordan nur über die Passivseite der SNB-Bilanz möglich, d.h. durch die Ausgabe von verzinslichen Schuldverschreibungen.

Dies hätte erhebliche finanzielle Folgen. Die SNB hätte keine Zinseinnahmen auf der Aktivseite. Auf der Passivseite müsste sie u.U. hohe Zinsen für Schuldtitel zahlen. Die Wirkung der Geldpolitik würde beeinträchtigt.

Jordan unterstreicht ferner, dass zwischen dem Goldanteil in der Bilanz einer Zentralbank und Preisstabilität kein direkter Zusammenhang besteht. Ein hoher Goldanteil würde das Bilanzrisiko erhöhen. Denn Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden ab.

Viele Zentralbanken geben die Lagerstandorte nicht gern bekannt. Aber Jordan legt Wert auf Transparenz und will die Gelegenheit nicht auslassen, die Bevölkerung zu informieren. Von 1‘040 Tonnen Gold werden gut

70% in der Schweiz,
20% bei der britischen Notenbank (BoE) und
10% bei der kanadischen Zentralbank

verteilt. Die SNB hat seit über 10 Jahren Gold ausschliesslich in diesen Ländern gelagert. Die SNB folgt bei der Lagerung von Gold nach einer Reihe von klar festgelegten Kriterien. So soll zum einen eine angemessene regionale Diversifikation und ein guter Marktzugang sichergestellt werden, erläutert Jordan. Zum anderen muss ein Standortland eine hohe politische und wirtschaftliche Stabilität aufweisen. Die Art der Lagerung der Goldreserven hat keine unmittelbaren Konsequenzen für die Geldpolitik.

Fazit: Gold ist nicht Geld. Und eine Zentralbank macht Geldpolitik. Die Goldbugs wollen wohl in der Schweiz mit der Goldinitiative über Umwege Goldstandard wieder einführen. Die Fixierung auf Gold bedeutet, dass die Zentralbank das Geldangebot nicht mehr flexibel steuern kann. Gold ist kein sinnvoller Indikator für die Wirtschaft. Und der Goldpreis sagt nichts über die gegenwärtige ökonomische Situation der Wirtschaft aus. In den vergangenen fünfzehn Jahren gab es keine Korrelation zwischen dem Goldpreis und der Inflation.

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