Die
Goldinitiative verlangt, dass (1) die SNB mindestens 20% ihrer Aktiven in Gold halten muss. Darüber hinaus
sollen (2) die Goldreserven unverkäuflich sein. Und die Bestände an Gold sollen
(3) in der Schweiz gelagert werden.
Die
Schweizer Gold-Bugs setzen sich dafür
ein, dass die Forderungen in die Bundesverfassung aufgenommen werden.
Die
Schweizerische Nationalbank (SNB) äusserst sich i.d.R. zu politischen
Initiativen nicht. Da die Goldinitiative die SNB und ihre Handlungsfähigkeit
unmittelbar betrifft, hat Thomas Jordan,
SNB-Präsident heute in einem Referat anlässlich der GV der
Aktionäre der SNB zum Inhalt der Initiative Stellung genommen.
Die
vorgeschlagenen Massnahmen sind für die Sicherung der Währungs- und
Preisstabilität nicht geeignet, ja sie sind sogar kontraproduktiv, bemerkt
Jordan. Die geldpolitische Handlungsfähigkeit der SNB darf durch starre
Vorschriften über die Zusammensetzung ihrer Bilanz nicht eingeschränkt werden.
Gerade die jüngste Krise hat gezeigt, wie wichtig es für die SNB ist, die
Bilanz bei Bedarf flexibel verlängern zu können. Würde die Initiative angenommen,
müsste die SNB heute umfangreich Gold kaufen, um den Goldanteil von mind. 20%
zu erreichen.
Die
Aktivseite der SNB-Bilanz würde mit der Zeit aus unverkäuflichem Gold
bestehen, hebt Jordan hervor. Die Steuerung des Zinsniveuas und der Geldmenge
wäre dann laut Jordan nur über die Passivseite der SNB-Bilanz möglich,
d.h. durch die Ausgabe von verzinslichen Schuldverschreibungen.
Dies
hätte erhebliche finanzielle Folgen. Die SNB hätte keine Zinseinnahmen auf der
Aktivseite. Auf der Passivseite müsste sie u.U. hohe Zinsen für Schuldtitel
zahlen. Die Wirkung der Geldpolitik würde beeinträchtigt.
Jordan
unterstreicht ferner, dass zwischen dem Goldanteil in der Bilanz einer Zentralbank
und Preisstabilität kein direkter Zusammenhang besteht. Ein hoher Goldanteil
würde das Bilanzrisiko erhöhen. Denn Gold wirft weder Zinsen noch Dividenden
ab.
Viele
Zentralbanken geben die Lagerstandorte nicht gern bekannt. Aber Jordan legt Wert
auf Transparenz und will die Gelegenheit nicht auslassen, die Bevölkerung zu
informieren. Von 1‘040 Tonnen Gold werden gut
70%
in der Schweiz,
20%
bei der britischen Notenbank (BoE) und
10%
bei der kanadischen Zentralbank
verteilt.
Die SNB hat seit über 10 Jahren Gold ausschliesslich in diesen Ländern
gelagert. Die SNB folgt bei der Lagerung von Gold nach einer Reihe von klar
festgelegten Kriterien. So soll zum einen eine angemessene regionale
Diversifikation und ein guter Marktzugang sichergestellt werden, erläutert
Jordan. Zum anderen muss ein Standortland eine hohe politische und
wirtschaftliche Stabilität aufweisen. Die Art der Lagerung der Goldreserven hat
keine unmittelbaren Konsequenzen für die Geldpolitik.
Fazit: Gold ist nicht Geld. Und eine Zentralbank
macht Geldpolitik. Die Goldbugs wollen wohl in der Schweiz mit der Goldinitiative
über Umwege Goldstandard wieder einführen. Die Fixierung auf Gold bedeutet,
dass die Zentralbank das Geldangebot nicht mehr flexibel steuern kann. Gold ist
kein sinnvoller Indikator für die Wirtschaft. Und der Goldpreis sagt nichts
über die gegenwärtige ökonomische Situation der Wirtschaft aus. In den
vergangenen fünfzehn Jahren gab es keine Korrelation zwischen dem Goldpreis und
der Inflation.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen