Freitag, 5. April 2013

Wie aggressiv ist Japans Geldpolitik?


Die japanische Notenbank (BoJ) hat die Samthandschuhe ausgezogen. Kuroda, der neue Chef der BoJ ist entschlossen,  Abenomics“ koste es, was es wolle umzusetzen.  

Die Bank von Japan will bis Ende 2014 die Notenbankgeldmenge (Geldbasis) verdoppeln und verwendet im Statement („Quantitative and Qualitative Monetary Easing“) das Wort „massiv“ im Hinblick auf den Kauf von Staatsanleihen und börsengehandelten Indexfonds (sog. ETFs) und Immobiliensfonds (sog. REITs).

Die Bilanzsumme der BoJ macht zur Zeit rund 33% des BIP aus. Die Bilanzsumme im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung (BIP) gilt wie ein Index im Hinblick auf das Geld-drucken, d.h. eine Art Messwert der mengenmässigen Lockerung der Geldpolitik.

Im Vergleich sieht die Quote in anderen fortgeschrittenen Volkswirtschaften wie folgt aus:

Die Fed (USA): 19% des BIP.
Die EZB (EU): 32% des BIP.
Die SNB (Schweiz): 80% des BIP.

In der Schweiz wurde seit dem IV. Quartal 2011 kein positiver Inflationswert verzeichnet. Das heisst, dass die Inflation seit 17 Monaten negativ ist. Die SNB, die mit der Fortsetzung der unkonventionellen Geldpolitik deflationären und konjunkturellen Risiken entgegenwirken will, hält unterdessen am Mindestkurs fest.


Japan Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: Takeshi Yamaguchi, Morgan Stanley

Obwohl die Notenbankgeldmenge (monetary base) in der Schweiz stark gestiegen ist, ist Inflation kein Thema. Ganz im Gegenteil besteht Deflationsgefahr.

Geld-drucken hat niemals in der Wirtschaftsgeschichte Inflation geschaffen. Es ist das Drucken von übermässigem Geld (excess money), was Inflation auslöst, bemerkt Paul Donovan von UBS via FTAlphaville. Die Frage aus Sicht von Japan ist heute nicht, was mit dem Geldangebot (Geldmenge) geschieht, sondern was mit der Geldnachfrage passiert? Das ist, wo es auf die Banken ankommt. Wenn die Banken das von der BoJ gepumpte Geld entgegennehmen und damit nichts anfangen, d.h. es horten, dann hat die ganze Übung keine wirtschaftlichen Auswirkungen.

Wenn die Verbraucher davon überzeugt sind, dass die Preise der langlebigen Güter fallen werden, werden sie es nicht eilig haben, schnell Geld auszugeben. Und das Horten von Geld würde dann die Auswirkungen von Geld-drucken zunichte machen.

Japan Wachstum der Notenbankgeldmenge (monetary base), Graph: Takeshi Yamaguchi, Morgan Stanley

Fazit: Worauf es ankommt, ist, was mit dem Geld, das die BoJ verlässt, passiert, nicht, was Kuroda sagt. Nur daran kann man die wirtschaftlichen Auswirkungen den neuen geldpolitischen Ansatzes der BoJ messen.


Japan und mengenmässige Lockerung der GeldpolitkGraph: Takeshi Yamaguchi, Morgan Stanley

PS: Gavyn Davies geht in einem Kommentar (“Bank of Japan follows the Fed, on steroids”) in FT auf die eventuellen Risiken der BoJ-Strategie ein. Es ist interessant zu lesen, obwohl ich sagen muss, dass ich mit dem Inhalt des Artikels nicht ganz einverstanden.

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