Das
Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst. So hat FDR in seiner
berühmten Antrittsrede es formuliert, um die amerikanische Bevölkerung in der
Grossen Depression zu motivieren.
Wenn
aber künftige Historiker auf unsere ungeheuer fehlerhafte Reaktion auf die
schwer angeschlagene Wirtschaft zurückblicken werden, werden sie wahrscheinlich
nicht die Furcht per se tadeln, sondern unsere Politiker geisseln, die falschen
Dinge befürchtet zu haben, schreibt Paul
Krugman in seiner lesenswerten Kolumne („The Jobless Trap“) am Montag in NYTimes.
Es
war die übergeordnete Angst vor Schulden-Hysterie, die die Wirtschaftspolitik
angetrieben hat. Immerhin waren es Ökonomen, die angeblich bewiesen hatten,
dass das Wirtschaftswachstum zum Erliegen komme, wenn die Staatsverschuldung
90% des BIP erreiche, legt Krugman weiter dar. Nun hat sich herausgestellt,
dass die rote Linie in Sachen Verschuldung ein Artefakt der fragwürdigen
Statistik war, welches durch schlechte Arithmetik verstärkt wurde. Aber während
die Furcht vor Schulden irreführt, gibt es eine reale Gefahr, die ignoriert
wurde: die ätzende Wirkung der anhaltend hohen Arbeitslosigkeit in sozialer und
ökonomischer Hinsicht.
Fünf
Jahre nach der Krise hält die hohe Arbeitslosigkeit an, mit fast 12 Millionen
Amerikaner ohne Beschäftigung. Aber was wirklich auffällt, ist die hohe Zahl
der Langzeitarbeitslosen: 4,6 Millionen Menschen mit mehr als 6 Monaten und
mehr als 3 Millionen Menschen mit mehr als einem Jahr. Und in diesen Zahlen
werden diejenigen, die es aufgegeben haben, nach einer Beschäftigung zu suchen,
weil es einfach keine Jobs gibt, nicht mit berücksichtigt.
Die
entscheidende Frage ist, ob die Arbeitnehmer, die seit einer langen Zeit nicht
beschäftigt sind, schliesslich als nicht beschäftigungsfähig angesehen werden,
wie eine verdorbene Ware, die niemand kaufen will. Und es gibt leider wachsende
Evidenz dafür, dass das Verderben der Langzeitarbeitslosen bereits geschieht,
während wir zur Stunde darüber reden. Wir schaffen in der Tat eine permanente
Klasse von arbeitslosen Amerikanern, beschreibt Krugman.
Und
das ist eine politische Entscheidung. Der Hauptgrund, warum die wirtschaftliche
Erholung so schwach ist, ist die Panikmache in Sachen Schulden. Wir machen
heute genau das, was die Lehrbücher sagen, was wir nicht machen sollten:
Kürzung der Staatsausgaben in einer schwer angeschlagenen Wirtschaft.
Es
ist laut Krugman schwer, zu übertreiben, wie selbstzerstörerisch diese
Politik ist. In der Tat bedeutet der Schatten
der Langzeitarbeitslosigkeit, dass die Austeritätspolitik kontraproduktiv ist,
auch in rein fiskalischer Hinsicht. Denn Arbeitnehmer sind auch Steuerzahler. Wenn
die Besessenheit für die Schulden Millionen von Amerikanern aus der produktiven
Beschäftigung vertreibt, dann werden die künftigen Einnahmen gekürzt und
zukünftige Defizite erhöht.
Unsere übertriebene Angst
vor Schulden erzeugt, kurz gesagt, eine Katastrophe in Zeitlupe und ruiniert
viele Leben. Und wir werden zugleich jeden Tag ärmer und in jeder Hinsicht schwächer.
Je länger wir an dieser Torheit hängen, desto grösser wird der Schaden, hält
Krugman als Fazit fest.
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