Die
These, dass die Euro-Krise durch unverantwortliche Haushaltsführung zustande
gekommen ist, stimmt nicht. Es mag nur auf Griechenland zutreffen. Aber Spanien
und Irland hatten beispielsweise am Vorabend der Finanzkrise von 2008 einen
Überschuss im Haushalt und geringe Staatsverschuldung.
Wie
die jüngsten Forschungsergebnisse zeigen, stimmt auch die These mit der 90%-Marke nicht.
Die
Euro-Krise hat mit Staatsschulden nicht zu tun, sondern mit Zahlungsbilanz,
lautet die eine Überschrift einer von Morgan
Stanley heute vorgelegten Forschungsarbeit. Und dazu gibt es zwei
bemerkenswerte Abbildungen.
Aus
der ersten Abbildung geht hervor, dass der Verlauf der Rendite der
Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit zu rund 70% durch das Auslandsvermögen (d.h. NIIP, Net Foreign Asset Positions) erklärt werden kann.
Anleihemärkte
werden nicht von der Staatsverschuldung, sondern vom Netto-Auslandsvermögen (NFA:
Net Foreign Asset) angetrieben, Graph:
Morgan Stanley in: 13th Annual Global Macro Forum, April 2013
In
der zweiten Abbildung wird das Netto-Auslandsvermögen der einzelnen EU-Länder
im Vergleich dargestellt. Unter Auslandsvermögen (NIIP) versteht man den Gesamtbestand aller Vermögen, die der
Staat, Unternehmen und Privatpersonen aus einem Land in einem anderen Land
halten. Das Auslandsvermögen hängt eng mit der Zahlungsbilanz zusammen.
Auslandsvermögen (Forderungen) minus Auslandsschulden (Verbindlichkeiten) ergeben
das Netto-Auslandsvermögen.
Während
das Netto-Auslandsvermögen in einigen Ländern an der Peripherie der Eurozone
tief im roten Bereich steckt, hat Italien es besser, Graph: Morgan Stanley in: 13th Annual Global Macro Forum, April 2013
Ein
konkretes Beispiel: Grossbritanniens Haushaltsdefizit ist etwa viermal so hoch
wie das von Italien. Aber die Rendite der britischen Staatsanleihen mit 10
Jahren Laufzeit beträgt zur Zeit 1,66%, während die Rendite der italienischen
Staatsanleihen mit der vergleichbaren Laufzeit sich auf 4,26% beläuft. Warum?
Weil Grossbritannien sich in der eigenen Währung Pfund Sterling verschulden und
abwerten kann, kann Italien den Euro nicht abwerten, weil der Euro die Gemeinschaftswährung
in der EWU ist. PS: Ausserdem ist der Anstieg der Schulden kein Problem,
solange die Wirtschaft schneller wachsen kann.
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