Der
Fall Zypern wirft v.a. wegen der pauschalen Beteiligung der
Bankeinleger („bail-in“) an den
Rettungsmassnahmen einige Fragen auf.
Die
Eurogruppe hat so gehandelt, als ob alle Einleger (Sparer) der betroffenen
Banken auf Zypern Spekulanten wären und deshalb abgestraft werden müssten. Das
ist natürlich ungerecht und willkürlich.
Vor
diesem Hintergrund ist es wichtig, sich zu vergegenwärtigen, dass die Deposit
Guarantee Schemes (DGS) in der EU noch unvollkommen
harmonisiert ist. Eine umfassende Reform DGS steht noch aus, was die Einlagen-Typen
und die Finanzierungsmechanismen betrifft. Die EU will die DGS auf alle
nicht-finanz-Unternehmen und Kommunen ausweiten und die Verbraucher innert 7
Tagen entschädigen. Das Reform-Dossier der Einlagensicherungssystem (DGS) liegt jedoch noch im europäischen Parlament in Pendenz.
In
der Zwischenzeit wird die Definition von gesicherten und ungesicherten Einlagen
im Zusammenhang mit „bail-in“-Aktionen
unter dem neuen Regime der Banken-Abwicklung relevant, bemerken Analysten von Morgan Stanley in einer heute
vorgelegten Studie mit einigen interessanten Abbildungen.
Die
gesicherten Einlagen, die im Fall von Umschuldung und Liquidation geschützt
sind, umfassen nicht die Einlagen von (1) Banken und Finanzunternehmen (d.h.
Investment Funds, Versicherungsgesellschaften oder Pensionsfonds), (2) Regierungseinrichtungen,
und (3) von grossen Unternehmen (mit einer Bilanzsumme von 4,4 Mio. € und einem
Umsatz von 8,8 Mio. € oder mit mehr als 50 Mitarbeitern).
Europa
und Einlagensicherungssysteme (DGS), Graph: Morgan Stanley
Aufteilung
der Bankeinlagen nach Sektoren, Graph:
Morgan Stanley in: European Loans & Deposits Tracker
Im
Gegensatz zu den US-Banken sind die europäischen Banken nicht im Stande, die
Kreditvergabe durch Einlagen allein zu finanzieren. Mit einem LDRs-Wert (loan-to-deposit ratios) von über 300% stehen
die europäischen Banken einer Finanzierungslücke gegenüber und sie sind dadurch auf kurzfristige Finanzierung am Interbankengeldmarkt (wholesale funding) angewiesen. Wo der Zugang zum
Interbankengeldmarkt nicht verfügbar ist, müssen sich die Banken auf die Finanzierung
via EZB einlassen, zum Teil auch durch die ELA
(emergency liquidity assistance).
Verbindlichkeiten
der Banken auf einen Blick, Graph:
Morgan Stanley in: "European Loans & Deposits Tracker"
PS: Wie Mark Dittli in einem lesenswerten Kommentar („Das kleine grosse Problem Europas“) in F&W betont, braucht
Europa nicht nur eine Bankunion mit einer supranationalen Aufsicht und
Einlagenversicherung, sondern v.a. eine Abwicklungsbehörde. Ein Vorbild ist
sicherlich die amerikanische Einlagensicherungsbehörde (FDIC: Federal Deposit Insurance Corporation).
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