Wenn
jedes Krisenland als eine Art Sonderfall gedeutet wird, dann wird es schwer,
nach einer systematischen Ursache der Eurokrise zu suchen, schreibt Heiner Flassbeck in seinem Blog.
Die
Deutung läuft darauf hinaus, dass die Probleme hausgemacht sind. Stimmt
es? Nicht ganz. Vor
diesem Hintergrund befasst sich der ehemalige Chefvolkswirt der Welthandels-
und Entwicklungskonferenz der Vereinten Nationen (UNCTAD) mit dem
vergleichbaren Muster der Wirtschaftspolitik von Slowenien, Lettland und
Estland.
In
allen Ländern gab es in den 2000er Jahren einen kräftigen Aufschwung, getragen
vorwiegend vom privaten Verbrauch dank dem Zuwachs der Arbeitseinkommen.
Gleichzeitig kam es zu gewaltigen Leistungsbilanzüberschüssen.
Das
sind laut Flassbeck klassische Muster
einer Währungskrise, die auf Überbewertung zurückzuführen ist. Die
Überbewertung ist die Folge zu hoher Lohnstückostensteigerungen. Damit geht
auch ein realer Wechselkursanstieg damit einher. Da die drei Länder ihre
Währung nicht an die Überbewertung angepasst haben (d.h. nicht abgewertet), sind
sie alle gleicherweise wie die schon in der Eurozone befindlichen Länder (Südeuropa)
„dem Druck des dort absolut überlegenen Wettbewerbers Deutschland ausgesetzt“,
erklärt Flassbeck. Es ist daher auf der Hand, in welche Schwierigkeiten die drei Länder
geraten werden.
Lohnstückkosten:
Slowenien, Estland, Lettland, Graph: Prof. Heiner Flassbeck
Lettland,
Estland und Slowenien haben den starken Anstieg des privaten Konsums mit einem
Verlust an Wettbewerbsfähigkeit erkauft. Die Lohnstückkosten liegen meilenweit
über dem Durchschnitt der EWU und noch viel weiter von Deutschland entfernt,
legt der ehemalige Staatssekretär im Finanzministerium (1998-1999) dar.
Bei
den riesigen Abständen der Lohnstückkosten zu Deutschland spricht nichts dafür,
dass Lettlands Aufnahme in die EWU ernsthaft in Erwägung gezogen werden kann,
hält Flassbeck als Fazit fest.
Estland und Lettland
müssten nämlich einen noch grösseren Rückgang der Löhne verkraften, was nicht
ohne gefährliche Verwerfungen von statten gehen kann. Auch Slowenien muss eine
Anpassungsleistung vollbringen, die nicht einfacher sein dürfte als die Austeritätspolitik,
die Spanien und Portugal laut Brüssel und Berlin umsetzen müssen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen