Mittwoch, 3. April 2013

Die „one-size-fits-all“-Geldpolitik der EZB


Es zeichnet sich ab, dass nicht nur die Peripherie, sondern auch der Kern der Eurozone tiefer in Rezession gerät. Die Arbeitslosenquote ist im Euro-Raum im Februar mit 12% auf Rekordhoch gestiegen. Damit sind in der EU27 insgesamt 26,3 Millionen Männer und Frauen arbeitslos, wie eurostat, die europäische Statistikbehörde aus Luxemburg meldet.

Inzwischen steigt auch die Jugendarbeitslosigkeit. Im Februar waren in der EU27 5,6 Millionen Personen im Alter unter 25 Jahren arbeitslos, davon 3,5 Millionen im Euro-Raum. Heiner Flassbeck spricht in einem aktuellen Interview mit dradio von „neuer Ungleichheit durch Arbeitslosigkeit“.

Es ist die Austeritätspolitik, die für die anhaltende Depression im Euro-Raum die Verantwortung trägt. Während Brüssel und Berlin dem Süden harsche Austeritätsmassnahmen auferlegen, haben die betroffenen Schuldnerländer kaum eine Wahl, als sich darauf einzulassen. Es sei denn, sie sind bereit, den Euro aufzugeben. Zypern beispielsweise versucht, sich mit Kapitalverkehrskontrollen über Wasser zu halten. Es fragt sich aber, wie lange es durchhalten kann. Was die Situation verschlimmert, ist die Weigerung der EU, den kontraktiven Kurs im Süden (extrem austerity), mit expansiver Fiskalpolitik im Norden zumindest etwas auszugleichen. Das Gesamtergebnis ist eine scharfe Schrumpfung der Wirtschaft.

Das ist der Preis der Geldpolitik als Einheitsgrösse (one-size-fits-all). Der um die Konjunktur bereinigte Saldo (cyclically adjusted balance) ist jetzt sogar, wie Paul Krugman in seinem Blog unterstreicht, noch enger als vor der Krise, auch wenn die private Nachfrage sehr schwach bleibt.

Die europäischen Entscheidungsträger scheinen dennoch überrascht, dass dieser Policy-Mix (Zusammenspiel von Geld-, Fiskal- und Lohnpolitik) zu einer Double-dip Rezession geführt hat. Aber es ist genau das, was die Lehrbücher der Makroökonomie nahelegen.


Arbeitslosenquote des Euro-Raums: 12%, Graph: eurostat, April 2, 2013

Es stellt sich heraus, dass der Euro sogar eine noch fehlerhaftere Konstruktion ist als die Theorie des optimalen Währungsraums (OCA: Optimum Currency Area) vorausgesagt hätte, hält Krugman fest.

Der OCA hebt im Angesicht von „asymmetrischen (Nachfrage-)Schocks“ das Problem der Einheitsgrösse (one size fits all) hervor, d.h. das Problem, wie diejenigen Länder damit umgehen, die in einem tiefen Abschwung stecken, während der Rest des gemeinsamen Währungsraums wirtschaftlich prosperiert (Boom). Der Verlauf der Euro-Krise zeigt, dass sich das Problem durch die Asymmetrie des Drucks in Zeiten der breiten Wirtschaftsschwäche verstärkt, wo angeschlagene Volkswirtschaften gezwungen werden, Gürtel enger zu schnallen, während die von der Krise weniger stark betroffenen Länder einen lockeren Kurs benötigen, sodass daraus (wegen der allgemeinen Haltung der Politik) eine starke deflationäre Tendenz entsteht.

Matt O’Brien vertritt in The Atlantic die Meinung, dass es sich dabei um dasselbe Problem handelt, mit dem die Länder im Goldstandard konfrontiert waren. Und das Problem wurde damals mit der Aufgabe des Goldstandards gelöst. Und heute?

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