Es
fällt derzeit auf, dass einige Ökonomen dazu neigen, die wirtschaftliche
Entwicklung auf der Welt unabhängig davon, wo sie gerade beobachtet wird, als
rätselhaft zu bezeichnen.
Neulich hiess es in einem Artikel in FT, dass die Zentralbanker in der Euro-Zone „blind fliegen“. Die Very
Serious People (VSP) sagen, dass sie nicht vollständig verstehen, was in den Industrieländern
geschieht.
Im Blog NMTM von Tagesanzeiger aus Zürich ist heute von dem „japanischen Urrätsel“ die Rede. Japan sei von allen OECD-Mitgliedern das rätselthafte Land.
Wann
die neue Mode in der Wirtschaftswissenschaft begonnen hat, v.a. die
gegenwärtige ökonomische Situation als geheimnisvoll zu erklären, ist nicht
leicht auszumachen. Aber vermutlich fällt der Zeitpunkt mit dem Beginn des grossen Experiments Finanzglobalisierung in den
1980er Jahren, angestossen durch Ronald Reagan und Margaret Thatcher zusammen.
Scheinbar
hat man (Ökonomen und Politiker) sich heute entschlossen, alles und jedes
(gestützt durch leistungsfähige Computer und Ökonometrie) empirisch zu testen, wie
Heiner Flassbeck in seinem Blog beispielhaft
darlegt.
Die
Ergebnisse werden dann an die grosse Glocke gehängt, mit viel politischem
Gewicht, was im Grunde genommen nicht sein darf. Steht die Empirie mit dem
Standardmodell nicht überein, redet man gern von Rätsel. Die empirischen
Abweichungen von den Annahmen der Standardtheorie dienen dazu, ad-hoc
Hypothesen zu erfinden, wie die z.B. derzeit viel Wirbel auslösende
abstruse 90%-Schuldengrenze.
2 Kommentare:
Hatte nicht Richard A. Werner sich im "Princess of the Yen" zum "Rätsel" Japan geäußert?
...und auch Richard Koo von Nomura, mit seiner Balance Sheet Recession?
Das sind sicher beides keine Neoklassiker, aber genau deshalb werden Sie beide wenig beachtet.
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