Freitag, 5. August 2011

Druckt die SNB Geld?

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) will mit den am Mittwoch angekündigten Massnahmen nach eigenen Angaben die Liquidität am Franken Geldmarkt massiv erhöhen.

Eine Frage, die vor diesem Hintergrund aufgeworfen wird, ist, ob die SNB damit „Geld druckt“? Eine Anschlussfrage lautet dann, ob zugleich die Inflationsgefahr erhöht wird?

Doch zunächst zurück auf die Massnahmen, die die SNB treffen will, um eine übermässige Aufwertung des Frankens zu unterbinden.

Die SNB will die Liquidität am Geldmarkt erhöhen durch

(a) die Ausdehnung der Giroguthaben der Banken bei der SNB,

(b) die Nicht-Erneuerung der auslaufenden Repos und SNB-Bills

und

(c) den Rückkauf von ausstehenden SNB-Bills.


Giroguthaben der Banken bei der SNB, Graph: Morgan Stanley

Um es vorweg zu nehmen: Die SNB druckt nicht im herkömmlichen Sinne Geld. Wie bezahlt aber die SNB  den Kauf der Wertpapiere, wenn sie kein Geld druckt? Indem sie den Konten der Banken, die die Banken bei der SNB unterhalten, gutschreibt. Es handelt sich dabei um elektronische Gutschriften, wie James Hamilton in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog am Beispiel der USA ausführlich beschreibt. Die Summe an Giroguthaben ist bekanntlich seit dem Ausbruch der Finanzkrise erheblich angestiegen.

Wenn die SNB also SNB-Bills kauft, schreibt sie den Kaufbetrag dem Konto der Bank bei der SNB gut. Neue Mittel werden sozusagen aus der Luft geschaffen. Die Bank, die die Wertpapiere verkauft, verfügt im Gegenzug über neue Reserve-Einlagen.

Sind diese Guthaben vergleichbar mit Geld? Die Bank kann im Grunde genommen damit machen, was sie will. Die Bank kann die Mittel zum Kauf von anderen Vermögenswerten verwenden, indem sie der SNB die Anweisung gibt, die Mittel an diejenige Bank zu übertragen, von der sie die Vermögenswerte gekauft hat. Die Bank könnte aber die Einlagen auch dazu nutzen, um einen Kredit zu vergeben oder einer anderen Bank das geschuldete Geld zurückzuzahlen. Oder die Bank kann die Einlagen bei der SNB liegen lassen.


Schweiz: Notenumlauf und Girokonten der inländischen Banken, Graph: SNB, Statistisches Monatsheft, Juli 2011

Die Einlagen werden i.d.R. tagsüber zwischen den Banken im Interbanken-Handel hin und her „geschoben“. Wenn der eine Kunde der Bank einen Check ausstellt, der dem anderen Kunden der Bank B gutschrieben wird, wird der Check bei der Bank A abgebucht und der Bank B gutgeschrieben.

Die Frage ist, ob die Banken die Reserven über Nacht (over night) halten wollen oder nicht. Im Fall der US-Notenbank lässt sich deutlich zeigen, dass die Reserven, die die Banken bei der Fed unterhielten, bis zum Ausbruch der Finanzkrise nicht verzinst wurden. Die Banken konnten Einnahmen generieren, indem sie die Überschussreserven am Fed Funds Markt über Nacht an andere Banken verliehen haben. Nach dem Herbst 2008 hat sich die Lage jedoch dramatisch verändert. Warum? Weil (1) die Fed begonnen hat, die Überschussreserven zu verzinsen, und (2) die Banken im sicheren Übernacht-Geschäft am Geldmarkt kaum Einnahmen mehr generieren konnten, wie James Hamilton in einem weiteren lesenswerten Beitrag in seinem Blog erklärt.

Die Guthaben (oder sight deposits), die die Notenbank geschaffen hat, blieben auf den Konten bei der Notenbank. Bemerkenswert ist, dass keine der Banken bereit und willig ist, aus diesen Konten Geld abzuheben. Und die Notenbank hat auch nicht die Absicht, zu versuchen, im Kontext mit den ansteigenden Guthaben der Banken Banknoten zu drucken.

Die Situation wird natürlich nicht ewig anhalten. Verbessert sich das wirtschaftliche Umfeld, wird die SNB zwei Schritte unternehmen: (I) die SNB wird einen Teil der Wertpapiere (SNB-Bills), die sie gekauft hat, verkaufen. Das Konto der Käufer bei der SNB wird belastet, sodass die Guthaben sich im gleichen Ausmass verringern werden. (II) Die SNB wird die Verzinsung der Guthaben erhöhen, um die Banken dazu zu veranlassen, mehr Mittel über Nacht bei der SNB zu halten.

Worauf es aber ankommt, ist (a) das Timing und (b) der umsichtige Umgang mit den operationellen Details durch die SNB.

Keine Kommentare: