Mittwoch, 24. August 2011

Wo steuert die Wirtschaft hin?


Was passiert mit dem Output, wenn die Menge an nachgefragten Output plötzlich und unerwartet unter das bestehende Niveau von Output fällt, und wenn die Preise nicht für die Anpassung sorgen können, die beiden ins Gleichgewicht zu bringen?

Nick Rowe skizziert in seinem Blog dafür drei verschiedene Volkswirtschaften, die drei verschiedene Antworten auf die Frage geben. In einer „Apfel-Wirtschaft“ bleibt der Output gleich, in einer „Weizen-Wirtschaft“ fällt der Output mit einer Zeitverzögerung. Und in einer „Haarschnitt-Wirtschaft“ fällt der Output sofort.

„Es gibt nichts Besonderes hier. Es ist nur ein einfacher Punkt, sodass es sich lohnt, darauf hinzuweisen, auch wenn viele Menschen es bereits verstanden haben“, erklärt der an der Carleton University, Kanada lehrende Wirtschaftsprofessor. Die Frage ist, ob die Wirtschaft sich in Richtung einer „Haarschnitt-Wirtschaft“ oder einer „Apfel-Wirtschaft“ bewegt?

Rowe spricht über Volkswirtschaften, die nur ein einziges Gut herstellen, aber dennoch „monetary exchange“ Volkswirtschaften sind.

Das heisst, dass man die Güter, die man selbst hergestellt hat, nicht konsumieren kann, aber gegen Geld verkaufen muss, und das Geld dazu verwendet, die Güter, die von jemanden anderem hergestellt wurden, zu kaufen, erkläutert Rowe. Es gibt verschiedene Sorten von Äpfeln und Weizen. Oder es gibt ein Tabu, die eigene Produktion zu verbrauchen. Es ist nur ein Metapher.

Apfel-Volkswirtschaft:

Das einzig hergestellte Gut sind Äpfel, auf Bäumen, die vor langer Zeit gepflanzt wurden und jedes Jahr Äpfel produzieren, unabhängig von der Nachfrage. Es dauert ewig, bis die alte Apfelbäume sterben und neue Apfelbäume Früchte geben. Und diese Äpfel müssen nicht gepflückt werden, weil sie einem einfach in den Schoss fallen. Die Apfelbauer besitzen die Bäume und verkaufen die reifen Äpfel.

Angenommen, ein Rückgang der Nachfrage für neu produzierten Güter und Dienstleistungen hat keine Auswirkungen auf den Output der neu hergestellten Güter und Dienstleistungen. Wenn die nachgefragte Menge unter die Produktion fällt, verursacht es einen entsprechenden Rückgang der Menge von Äpfeln, die gekauft und verkauft werden. Die unverkauften Äpfel werden entweder unfreiwillig in den Vorrat gelegt und als unfreiwillige Investition gezählt, oder sie werden auf dem Boden verfaulen und durch die Erhöhung der Abschreibung auf den Bestand der Vorräte den Netto-Output verringern.

Weizen-Volkswirtschaft:

Das einzig hergestellte Gut ist Weizen. Weizen wird im Herbst in Erwartung der künftigen Nachfrage gepflanzt. All die Arbeit geht in das Einpflanzen der Weizen. Es ist eine neue Ernte-Sorte. Die Bauern pflanzen Weizen und verkaufen die Ernte.

Ein plötzlicher, unerwarteter Rückgang der nachgefragten Menge hat keinen Einfluss auf den Output an Weizen im laufenden Jahr. Die unverkauften Weizen werden auf Vorräte hinzugefügt oder sie verfaulen. Es beeinträchtigt den diesjährigen Anbau und den Ouput an Weizen im nächsten Jahr, wenn es die Erwartungen des Landwirtes in Bezug auf die Nachfrage für das nächste Jahr verändert.

Haarschnitt-Volkswirtschaft:

Das einzig hergestellte Gut sind Haarschnitte. Man produziert keinen Haarschnitt, bevor man verkauft. Man stellt sie in der gleichen Zeit her. Haarschnitte werden auf Bestellung hergestellt. Man kann nicht 100 Haarschnitte produzieren, wenn nur 80 Kunden einen Haarschnitt wünschen. Wenn die Menge an nachgefragten Haarschnitten fällt, fällt auch der Output und zwar sofort.

Die laufenden Investitionen sind in allen drei Volkswirtschaften die ganze Zeit gleich den tatsächlichen Investitionen. Das ist ein Muss. Aber alle drei Volkswirtschaften sind unterschiedlich. Der Output an Äpfeln dauert ewig, um die gewünschte Investition mit den gewünschten Einsparungen in Einklang zu bringen. Der Output an Weizen passt sich in einem Jahr an. Der Output an Haarschnitten passt sich sofort an.

Alle drei Volkswirtschaften sind natürlich Idealtypen. Die reale Welt ist jedoch eine Mischung aus allen drei und sie ist viel komplizierter, mit verschiedenen Firmen, die in verschiedenen Phasen des Produktionsprozesses arbeiten, sodass die in Arbeit befindliche Ware (goods-in-process, d.h. Vorleistungsgüter) gekauft und verkauft werden muss, hält Rowe fest. 

Bewegt sich die reale Welt in Richtung auf eine „Haarschnitt-Volkswirtschaft“? Oder bewegt sie sich in Richtung „Apfel-Volkswirtschaft“ hin?

Keine Kommentare: