Freitag, 12. August 2011

Ist die US-Staatsverschuldung untragbar?


„Es gibt in der Tat kein langfristiges Defizit-Problem. Solange die Zinsen unter der Wachstumsrate der Wirtschaft verlaufen, wie es heute der Fall ist, stabilisiert sich das Schulden-BIP-Verhältnis. Es wird sogar rückläufig“, schreibt James Galbraith in einem lesenswerten Artikel („Stop Panicking About Our Long-Term Deficit Problem. We Don’t Have One”) in The New Republic.

“Die Vorstellung, dass es ein grosses Problem gibt, ist reine Propaganda, auf einer pseudo-Debatte basierend, auf der zwei Gesichtspunkte jedoch auf einer praktischen Frage konvergieren“, unterstreicht der an der University of Texas, Austin lehrende Wirtschaftsprofessor.

„Auf der einen Seite sind diejenigen, die bekunden, alles an Defizite zu verabscheuen und argumentieren, dass der produktive Privatsektor sich erheben würde, um die Staatsausgaben auszugleichen. Das ist eine Berufung auf die Sicht aus dem 18. Jahrhundert via Adam Smith, eine Reminiszenz an die Tage der Bauern und Kleinbürger Handwerker, die von den Herren, Königen und Zöllnern ausgenommen wurden“, beschreibt Galbraith. Das einzige Problem sei, dass die Dinge sich seit dem The Wealth of Nations im Jahre 1776 veröffentlicht wurde, verändert haben, so Galbraith.

„Die andere Kraft ist der politische Liberalismus, welcher vor zwei Jahren verzweifelt ein kurzfristiges Konjunkturpaket durch den Kongress gebracht hat und deshalb bereit ist, dem Fall des „langfristigen Defizitabbaus“ zustimmt. Was ist dieser Fall? Crowding out? Inflation? Hohe langfristige Zinsen?“

„Die Anhänger sagen es selten, wenn überhaupt, weil keines dieser Dinge angesichts der 9%igen Arbeitslosigkeit, debt-deflation und niedrigen langfristigen Zinsen vage glaubwürdig erscheint, die wir jetzt beobachten“, bemerkt Galbraith. „Aber nachdem sie die Zugständnisse gemacht haben, v.a. für den politischen und rhetorischen Ausgleich, sind sie jetzt gefangen“, betont Galbraith und deutet als Beispiel auf Paul Krugman hin. Krugman schrieb am 6. August, dass „die USA ein langfristiges finanzwirtschaftliches Problem haben, und zwar aus der Kombination von steigenden Gesundheitskosten, einer alternden Bevölkerung und der mangelden Bereitschaft, Steuern zur Finanzierung der Sozialprogramme zu erhöhen. Wenn wir dieses Problem nicht in den Griff bekommen, passieren schlechte Dinge“.

„Erstens sagt Krugman nicht, was „schlechte Dinge“ sind. Zweitens erwähnt er die Zinsen nicht und er diskutiert nie, was mit dem Schulden-BIP-Verhältnis passiert, wenn die Zinsen dort bleiben, wo sie sind“, beklagt Galbraith. Es würde sich stabilisieren und nichts anders würde passieren, hebt Galbraith mit dem Hinweis auf seine jüngste Forschungsarbeit („Is the Federal Debt Unsustainable?“) hervor.

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