Sonntag, 21. August 2011

Neue Voodoo Economics


Als John McCain vor fast 12 Jahren die republikanische Präsidentschaftskandidatur anlief, erklärte er, dass Alan Greenspan so entscheidend für die Wirtschaft ist, dass er, wenn der damalige Fed-Vorsitzende sterben würde, eine Sonnenbrille auf den toten Körper legen und ihn hoch stützen und hoffen würde, dass niemand merkt, dass er tot ist. Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass die Ansichten der GOP über die Fed seither abgerutscht ist, schreibt Greg Ip in einem lesenswerten Meinungsartikel („The Republicans‘ new voodoo economics?“) in The Washington Post.

Wenn die Republikaner monetäre Impulse nicht mögen, hassen sie die fiskalische Cousin noch mehr. Sie wollen einen ausgeglichenen Haushalt, je früher, desto besser. Auch dies steht im Widerspruch zu den früheren Ansichten der Partei, hebt Ip hervor.

Die George W. Bush Regierung hat ihre Steuersenkungen 2001-2003 als ein keynesianisches Konjunkturprogramm verkauft. Lawrence Lindsey, ein Top-Berater von Bush, hat die Gegner der Steuersenkungen mit Präsidenten Herbert Hoover verglichen, dessen Besessenheit für einen ausgeglichenen Haushalt im Jahr 1932 die Great Depression verschlimmert hatte, bekräftigt Ip.


Cartoon: Tom Toles in The Washington Post

„Sicherlich ist ein Teil der Rhetorik bloss politischer Opportunismus. Aber es geht etwas mehr Grundlegendes ab: Die ökonomische Ideologie der Republikanischen Partei hat sich in den vergangenen Jahren verändert“, hält Ip fest. 

Aus ihrer Sicht spielt der Staat keine Rolle mehr, sich in die Konjunktur einzumischen als in jedem anderen Markt. „Das ist mit angebotsorientierten Wirtschaftspolitik (supply-side economics) nicht zu verwechseln. Die neuen Ansichten der GOP haben einen viel längeren Stammbaum. Die Meinungen sind in einem intellektuellen Wettbewerb verwurzelt, welcher in den 1930er und 1940er Jahren wütete und von der Gegenseite festgelegt wurde“, argumentiert Ip.

„Bis dahin hielt die orthodoxe Ökonomie, dass die Wirtschaft sich selbst korrigierend war. Die Great Depression hat diese Orthodoxie erschüttert, als die hohe Arbeitslosigkeit sich tief verwurzelte.

John Maynard Keynes hat überzeugend argumentiert, dass die Wirtschaft, wenn die Zinsen auf Null stünden, was Keynes als eine „Liquiditätsfalle“ bezeichnete, nicht selbstkorrigierend funktioniert. Die beste Lösung war eine Erhöhung der öffentlichen Ausgaben, um die Nachfrage und die Beschäftigung anzukurbeln. Keynes Ansichten haben sich durchgesetzt und die Wirtschaftspolitik der Nachkriegszeit beherrscht“, erklärt Ip.

„Viele Republikaner halten die laue wirtschaftliche Erholung für eine Anklage gegen den Keynesianismus. Sie argumentieren, dass die aggressiven fiskalischen und geldpolitischen Impulse die Dinge durch die Schaffung von Unsicherheit unter Unternehmen und Investoren verschlimmert haben. Die strengen Sparmassnahmen (fiscal austerity) sollen nun alles wieder in Ordnung bringen. Aber sie liegen damit fast sicher falsch“, fasst Ip zusammen.

Hat tip to Mark Thoma.

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