Die wirtschaftlichen Bedingungen verschlechtern sich. James Hamilton befasst sich in einem lesenswerten Beitrag in seinem Blog mit der Frage, wie und wann die Fed eingreifen könnte.
Die Renditen der als sicher wahrgenommenen Staatsanleihen fallen angesichts der düsteren Wachstumsaussichten weltweit weiter. Die Rendite der US-Treasury Bonds mit 10 Jahren Laufzeit ist seit Anfang Juli um 100 Basispunkte gesunken, was auf Erwartungen im Hinblick auf eine zutiefst schwache Konjunktur und eine sehr niedrige Inflationsrate im nächsten Jahrzehnt hindeutet, bemerkt der an der University of California, San Diego lehrende Wirtschaftsprofessor.
US Treasury Bonds (10Jahre) Rendite, seit Juli 2011 bis heute, Graph: Fed St. Louis
Die Rendite der inflationsgeschützten US-Staatsanleihen (TIPS) ist im selben Zeitraum um 80 Basispunkte gefallen. Das bedeutet laut Hamilton, dass niedrige Inflationserwartungen nur einen geringen Beitrag zu sinkenden nominalen Renditen geleistet haben. Die Wahrnehmung einer schwachen Konjunktur ist m.a.W. der dominierende Faktor.
TIPS (10Jahre) Rendite, seit Juli 2011 bis heute, Graph: Fed St. Louis
Was sollte die Fed als Reaktion darauf tun? Eine neue Phase des grossangelegten Aufkaufprogramms (LSAP: large scale asst purchases) von Vermögenswerten (in der Presse im allgemeinen als QE3-Politik bezeichnet) könnte ein paar Prozent der ausstehenden Staatsanleihen aufsaugen, beschreibt Hamilton. Es sei denkbar, dass es den Druck auf die nominalen Renditen oder auf die Renditen der TIPS erhöht, noch weiter zu fallen. Hamilton nimmt an, dass man dabei hoffen dürfte, dass eine reale Rendite von Minus 0,2% für US-Staatsanleihen etwas mehr stimulierend in der aktuellen Lage wäre als eine reale Rendite um das Null Prozent.
Hamilton legt nahe, dass es das wichtigste und das erreichbare Ziel für die Fed sein sollte, die langfristige Inflation davor zurückzuhalten, unter 2% zu fallen. Der Grund, warum Hamilton die Ansicht vertritt, ist, wie die Lehre aus den USA in den 1930er Jahren und in Japan in den 1990er Jahren zeigt, dass die aussergewöhnlich niedrige oder negative Inflationsrate die wirtschaftlichen Probleme deutlich verschlechtern könnten.
Die Fed könnte durch die Ankündigung von QE3 ein klares Signal senden, dass sie keine Deflation toleriert. Das wäre laut Hamilton der primäre Mechanismus, um Wirkung zu zeigen. „Vielleicht sehen wir die Bemühung als Teil einer umfassenden Strategie von Preisniveau-Steuerung (price level targeting)“, ergänzt Hamilton.
Mit dem Hinweis auf die folgende Abbildung (CPI, jährliche prozentuale Veränderung) legt Hamilton nahe, dass die Befürworter der Geldpolitik der Fed argumentieren könnten, dass QE1 geholfen habe, die Wirtschaft aus der gefährlichen Deflationsangst in den Jahren 2008-2009 herauszuhalten, und dass QE2 die Wirtschaft aus dem disinflationären Umfeld im Herbst 2010 gerettet habe.
US Verbraucherpreis-Index (CPI), jährliche prozentuale Veränderungen, Graph: Prof. James Hamilton
Die Kritiker der Fed sehen die Lage heimtückisch. Gouverneur Rick Perry wirft Bernanke Hochverrat vor.
Wie sieht aber Bernankes Höchstleistung in Sachen Währungsentwertung in der Tat aus? David Glasner deutet darauf hin, dass der Konsumentenperis-Index (CPI) im Juli 2011 auf 225,922 Punkten stand. 36 Monate davor belief sich der Index (im Juli 2008) auf 219,133 Punkten. Das bedeutet, dass der CPI in den vergangenen drei Jahren um 3,1% gestiegen ist. Es gilt, anzumerken, dass dies nicht eine jährliche Rate ist. Es ist der gesamte Anstieg über drei Jahre. Die durchschnittliche Inflationsrate betrug während der ganzen Zeitperiode um weniger als 1%.
Die Inflatonsrate wird sich laut Hamilton deutlich unter 2% bewegen, was mehr Beobachter veranlassen könnte, diese Episode als eine anhaltende, kontinuierliche Disinflation zu sehen. Hamilton vertritt daher die Ansicht, dass die Anzeichen der erneuerten deflationären Kräfte demnächst klarer werden, sodass die Fed mit einer neuen Version von QE3 signalisieren würde, dass sie eine solche Situation nicht duldet.
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