In den USA sind im Juli 117‘000 neue Stellen geschaffen worden. Rund 30‘000 mehr als von Analysten erwartet. Im Juni wurden nach den jetzt korrigerten Daten 46‘000 Arbeitsplätze (bisher wurden nur noch 18‘000 gezählt) geschaffen. Die Nachricht hat zu einem positiven Handelsauftakt des Dow Jones-Index geführt. Wie beruhigend ist aber der Arbeitsmarktbericht vom Freitag?
Die Seitwärtsbewegung ist nicht gut genug, kommentiert Mark Thoma in einem lesenswerten Artikel in CBS MoneyWatch. Die Arbeitslosenrate ist zwar von 9,2% auf 9,1% zurückgefallen. Aber das kommt zum Teil daher, weil 193‘000 aus der statistisch erfassten Arbeitskräfte ausgefallen sind, ergänzt der an der University of Oregon lehrende Wirtschaftsprofessor.
„Jeder, der den aktuellen Arbeitsmarktbericht für gut hält, leidet unter der weichen Engstirnigkeit der niedrigen Erwartungen“, bemerkt Paul Krugman in seinem Blog. „Die Realität ist, dass wir seit dem offiziellen Ende der Rezession wenig oder negative Fortschritte bei der Schaffung von Arbeitsplätzen in Relation zur Bevölkerung gemacht haben, und der Trend setzt sich fort“, argumentiert der Träger des Wirtschaftsnobelpreises (2008).
Civilian Employment Population Ratio, Graph: Prof. Paul Krugman
Beschäftigungsquote (Anteil der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter)
Warum geben sich die politischen Entscheidungsträger noch immer überrascht?
Krugman antwortet darauf, wie Brad DeLong bereits erläutert hat, dass die Rezession 2007-2008 eine postmoderne Rezession gewesen ist, verursacht durch den Privatsektor, der sich übernommen hat, was sich von den Rezessionen vor 1990 sehr unterschiedet, die ja aufgrund der tight money-Politik (Politik des knappten Geldes) ausgelöst worden sind. Und dies hat zwei Konsequenzen:
(1) Es ist viel schwieriger, die Erholung aus einer Rezession, die nicht durch die Fed verursacht wurde, zu dirigieren. Alles, was die Fed im Jahr 1982 machen musste, war die geldpolitischen Zügeln zu lockern. Heute muss jemand jemanden davon überzeugen, mehr als normal auszugeben.
(2) Prognosemodelle neigen dazu, sich auf Nachkriegsrezessionen zu beruhen, nicht nur auf die von 1990 und die späteren postmodernen Rezessionen, sodass sie tendenziell eine viel schnellere Erholung als jemals wahrscheinlich voraussagen, unterstreicht Krugman.
„Wir sollten also beachten, dass die Fiskalpolitik nun sehr viel in umgekehrter Richtung arbeitet, da der Stimulus ausklingt und die Bundesstaaten und die lokalen Behörden immer mehr Mitarbeiter entlassen“, hebt Krugman hervor. Auch das verhindert die Erholung der Wirtschaft.
Fazit: Die Wirtschaft ist nicht auf dem Aufstieg und die politischen Entscheidungsträger sollten laut Krugman aufhören, sich etwas anderes einzureden.
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