Montag, 8. August 2011

EZB interveniert, um Ansteckung zu unterbinden

(Wonkish)

Nachdem neben Spanien auch Italien ins Blickfeld der Spekulanten geraten ist, hat die EZB gestern angekündigt, ihr Programm (SMP: Securities Markets Programme) zum Ankauf von Staatsanleihen von Regierungen der Eurozone am Sekundärmarkt aktiv umzusetzen.

Der Gouverneursrat der EZB begrüsst zudem nachdrücklich die Sparmassnahmen und die Reformen der italienischen und der spanischen Regierung.

Die grosse Frage, die sich stellt, ist, ob die italienische und vielleicht die spanische Krise so beschaffen sind, dass sie durch das Anleihekauf-Programm der EZB unter Kontrolle gebracht werden können.

Paul Krugman drückt es in seinem Blog so aus, ob beide Länder einem Liquiditäts- oder Zahlungsfähigkeitproblem gegenüberstehen. Die bessere Beschreibung wäre jedoch laut Krugman, dass es sich dabei um selbsterfüllende Prophezeiungen à la Obstfeld handelt. Obstfeld schwebte nämlich in einem festen Wechselkurssystem Abwertung vor. Aber die Logik lässt sich auch auf Zahlungsausfall (default) innerhalb einer Einheitswährung anwenden, betont Krugman.

Im Fall von Griechenland, Irland und Portugal argumentiert Krugman, dass es um fundamentale Zahlungsunfähigkeit geht. Die Schulden sind einfach zu gross. Die erforderliche Haushaltskonsolidierung ist einfach zu gross, selbst wenn die Zinsen niedrig wären, um die Bedienung der Schulden glaubwürdig zu machen.

Im Fall von Italien denkt Krugman, dass die Schulden gross sind, aber das Land einen primären Haushaltsüberschuss hat. Wenn die Zinsen niedrig blieben, wie es sich andeutet, wäre ein Zahlungsausfall (default) nicht zu erwarten. Es wäre nicht schwer, die Schulden mit nur einer bescheidenen Haushaltskonsolidierung zu bewältigen.

Wenn aber die Menschen einen Zahlungsausfall erwarten, und wenn sie denken, dass es, wenn ein Land die festen Kosten des default auf sich nimmt, auch einen grossen Haircut für Gläubiger aufzwingen würde. Dann könnte man mit steigenden Zinskosten rechnen, und zwar bis zu einem Punkt, wo nur ein default zur bevorzugten Option wird, erklärt Krugman.

Es ist also möglich, dass sich in Italien eine sich selbsterfüllende Krise ereignet, in der die Angst vor Zahlungsunfähigkeit genau zu Zahlungsunfähigkeit führt. Und das ist genau die Art von Fällen, wo Intervention einen Kurzschluss der Krise auslöst, legt Krugman dar. „Lassen wir die EZB viele italienische Anleihen aufkaufen, mit der Wirkung einen niedrigen Zins garantierend, und mit der Möglichkeit, dass default ausgeblendet wird, was wiederum bedeutet, dass keine weitere Eingriffe notwendig wären. Es ist sicherlich einen Versuch wert, bekräftigt der an der Princeton University lehrende Wirtschaftsprofessor.

Obwohl es riskant ist, unterstützt Krugman das gestern Nacht angekündigte Anleihekaufprogramm der EZB, und fügt hinzu, dass ein Land mit der gleichen Höhe an Verschuldung wie Italien, aber mit der eigenen Landeswährung nicht vor einer gleichen Art von Krise stehen würde. Die Versuchung wäre im Normalfall: Inflation vor Default, beschreibt der Träger des Wirtschaftsnobelpreises. Die Inflation hätte nicht die Art von „first bite of the cherry“ Aspekt als es bei Default der Fall ist, wo, wenn man sich erst entschieden hat, sich zu bewegen, zugleich einen Haircut von 50% oder so für die Gläubiger aufzwingen müsste. 

Das heisst im Klartext, dass ein Land mit der eigenen Währung nicht einer selbsterfüllenden-Prophezeiung-Panik ausgesetzt wäre, wie es im Fall von Italien heute zu beobachten ist.

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