„Die europäischen Märkte fallen weiter und die Renditen schnellen in die Höhe. Es sind massive staatliche Eingriffe notwendig, um die Krise einzudämmen, und selbst wenn dies den Regierungen in der Euro-Zone gelingt, besteht die Gefahr, dass die Wirtschaft der Eurozone den peripheren Mitgliedern folgend in die Rezession gerät“, schreibt Ryan Avent in einem Kommentar („The ECB realises inflation may not be Europe’s biggest worry just now“) in The Economist.
Wenn die Eurozone aussereinander fällt, könnte eine passende Grabinschrift lauten: „Die EZB hat 3% Inflation befürchtet“, fasst Avent zusammen.
G7 Inflation, Graph: Morgan Stanley, The Inflation Strategist Team
Auch Paul de Grauwe befasst sich in einem lesenswerten Artikel in FT mit der EZB. „Ohne rasches Handeln der EZB endet der Anteckungsprozess mit einer Katastrophe“, bemerkt der an der University of Leuven lehrende Wirtschaftsprofessor.
„Die Märkte für Staatsanleihen in einer Währungsunion sind von Natur aus zerbrechlich. Die Mitgliedsländer der Eurozone emittieren Anleihen in einer „fremden Währung“, über die sie keine wirklich Kontrolle haben. Als Ergebnis können sie Anleihegläubiger nicht garantieren, dass sie bei der Fälligkeit der Anleihen immer über die notwendige Liquidität verfügen“, erklärt Grauwe. Die Länder, die ihre eigene Anleihen ausgeben, können jedoch gewährleisten, dass das Geld immer verfügbar ist, weil sie die Zentralbank zwingen können, das Geld zu beschaffen. Und es gibt kein Limit für die Menge an Geld, das die Zentralbank schaffen kann.
„Die Probleme, mit denen die Mitgliedsländer der Währungsunion wie die der Eurozone konfrontiert sind, sind dieselben“. Daher ist die Lösung laut Grauwe dieselbe: Ansteckung zwischen den Märkten für die Staatsanleihen kann nur dann gestoppt werden, wenn es eine Zentralbank gibt, die bereit ist, die Funktion als lender of last resort zu übernehmen. Die einzige Institution, die in der Lage ist, diese Funktion zu übernehmen, ist die EZB, hebt Grauwe hervor.
"Europas Staats- und Regierungschefs haben versucht, dieses Problem durch die Schaffung einer Ersatz-Institution, der European Financial Stability Facility (EFSF) zu lösen. Doch die EFSF wird nie die nötige Glaubwürdigkeit haben, um die Kräfte der Antsteckung zu unterbinden, weil sie kein Geld drucken kann, legt Grauwe dar. Die EFSF hängt, was die Ressourcen betrifft, von den Mitgliedsländern der EU ab. Und diese Mittel sind beschränkt".
„Als Folge kann die EFSF nicht garantieren, dass die Liquidität immer verfügbar wird, um die Inhaber der Staatspapiere auszuzahlen, auch wenn der Europäischer Stabilitätsmechanismus seine Mittel verdoppelt oder verdreifacht. Nur eine Zentralbank kann unbegrenzt Liquidität als Garantie schaffen“, schlussfolgert Grauwe.
„Um die gegenwärtige Krise zu stoppen, bedarf es einer grundlegenden Überholung der Eurozone-Institutionen. Aber die wichtigste Reform ist, festzustellen, dass die EZB als lender of last resort die volle Verantwortung über die Märkte für Staatsanleihen übernimmt“, so Grauwe als Fazit.
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