Samstag, 20. August 2011

Fancy Theoretiker aller Länder, vereinigt Euch!

Der wunderliche WSJ-Leitartikel („Why Americans Hate Economics“) von Stephen Moore ist derzeit in den USA in aller Munde.

„Was bemerkenswert ist, sind nicht die Ansichten, sondern die uneingeschränkte Umklammerung des Anti-Intellektualismus“, schreibt Paul Krugman in seinem Blog. Der Artikel prangert „fancy theories“ an und lehnt sie ab, weil sie dem „gesunden Menschenverstand widersprechen“.

„Wenn Sie den Magen haben, gibt es eine Menge zu kritisieren, u.a. die Frage, was den gesunden Menschenverstand ausmacht“, bemerkt Krugman. Manche Leute finden es dem gesunden Menschenverstand entsprechend, dass, wenn der Staat Menschen Arbeit gibt, die Beschäftigung steigt. Es bedarf aber schicker (fancy) Argumente von denjenigen wie WSJ, um die Leute vom Gegenteil zu überzeugen.

Aber der Hauptpunkt, worauf Krugman hinweisen will, ist, dass die vergangenen drei Jahre in der Tat eine erstaunliche Bestätigung der schicken Theorien (fancy theories) bedeuten, nämlich die Theorie der Liquiditätsfalle, die Teil des umfassenden Konstrukts des Keynesianismus ist.


Government Saving (linke Skala) versus Rendite der US-Treasury mit 10 Jahren 
Laufzeit (rechte Skala), Graph: Prof. Paul Krugman


Der gesunde Menschenverstand, zumindest was das WSJ darunter versteht, würde besagen, dass die massive Kreditaufnahme der öffentlichen Hand die Zinsen in die Höhe treiben würde. Und das ist sicherlich das, was die Leitartikel von WSJ den Lesern erzählen. „Nur wir, die schickimicki Keynesianer sagen etwas anderes", so Krugman. Die Abbildung (oben) zeigt, was wirklich geschehen ist.

Ähnlich besagt der gesunde Menschenverstand, wie von WSJ definiert, dass eine Verdreifachung der Geldbasis (monetary basis) zu einem enormen Anstieg der Preise führen würde. „Klar, man sollte die schickimicki Typen, die argumentierten, dass das Geld im Grunde genommen nur dort sitzen bleiben würde, missachten“, legt Krugman ironisch dar.


US Geldbasis, Graph: Prof. Paul Krugman

Nun, man könnte darauf hinweisen, dass die Inflation etwas höher gestiegen ist, als von Krugman vorhergesagt wurde. Aber wie in der Abbildung zu sehen ist, ist die Teuerung bei weitem nicht durch die Decke geschossen, wie von  WSJ prognostiziert wurde.

Aber das Konjunkturpaket ist gescheitert, genau wie Krugman im Voraus gesagt hat, basierend auf demselben Wirtschaftsmodell. Es war viel zu klein. Das ist aber kein Beweis gegen „fancy theories“, so Krugman.

„Die Wahrheit ist, dass die jüngsten Ereignisse eine beeindruckende Bestätigung der Verwendbarkeit des harten Denkens (hard thinking) im Allgemeinen und des Keynes-Hicks Modells im Besonderen liefern. Und das WSJ lag auf jedem Schritt des Weges falsch“, bekräftigt der an der University of Princeton lehrende Wirtschaftsprofessor.

„Nun stimmen Sie den Ton des Anti-Intellektualismus an. Das ist aber alles, was sie noch haben“, fasst Krugman zusammen.

Keine Kommentare: