Was ist QE II? Die US-Notenbank (Fed) hat mengenmässige Lockerung der Geldpolitik bereits exerziert. Was jetzt kommt, wird daher QE II genannt. Und es kann durch die Renditekurve (yield curve, d.h. Ertragskurve) verständlich gemacht werden, erklärt Mark Thoma in einem lesenswerten Essay in MoneyWatch. Die Ertragskurve zeigt, wie die erwarteten Erträge aus Finanzanlagen mit unterschiedlichen Laufzeiten der Vermögenswerte sich verändern. Die horizontale Achse zeigt die Zeit der Laufzeit, mit dem Overnight-Satz wie die Fed Funds Rate für Vermögenswerte auf der linken Seite und der Satz für Vermögenswerte wie Hypotheken mit 30 Jahren Laufzeit auf der rechten Seite. Andere Laufzeiten wie z.B. 3 Monate, 1 Jahr, 5 Jahre, 10 Jahre, 20 Jahre usw. liegen zwischen diesen Werten. Die vertikale Achse zeigt die erwarteten Erträge auf die Vermögenswerte. Die Kurve hat i.d.R. eine steigende Neigung, was erforderlich ist, um die Menschen dazu zu bewegen, ihr Geld über längere Zeit zu binden.
Ertragskurve (Yield Curve), Graph: Prof. Mark Thoma
Vor der Immobilienblase war die Fed in der Lage, die gesamte Zinskurve durch Kauf und Verkauf von kurzfristigen Staatspapieren (Treasury Bills) nach oben und unten zu verschieben. So hatte die Fed die Kontrolle über lang- und kurzfristige Zinssätze. Da es überwiegend die langfristigen Zinsen sind, die für die Investitionen von Unternehmen, den Erwerb von neuen Immobilien und den Kauf von langlebigen Konsumgütern wie Autos und Kühlschränke von entscheidender Bedeutung sind, war es ein Anliegen der Fed. Der Grund dafür war aber nie ganz verstanden und die Krise hat die Aufmerksamkeit von diesem Thema gelenkt. Allerdings gibt eine Möglichkeit, wie die Fed dies Problem möglicherweise überwinden kann, indem sie langlaufende US-Treasury Bonds kauft und verkauft, d.h. solche, die bereits am langen Ende der Ertragskurve vorhanden sind und auf diese Weise die Preise nach oben und nach unten treibt. Das ist im Wesentlichen alles, was über QE II zu wissen ist, fasst Thoma zusammen. Es ist die konventionelle Geldpolitik, die am langen Ende der Ertragskurve durch den Kauf und den Verkauf von langlaufenden finanziellen Vermögenswerten arbeitet, nicht durch den traditionellen Kauf/Verkauf von kurzfristigen Vermögenswerten.
Doch die Notwendigkeit, am langen Ende der Zinskurve zu arbeiten, kommt nicht derzeit daher, weil die Fed die Kontrolle über die langfristigen Zinsen verloren hat, wie es vor der Krise ausgesehen hat, wobei die Kontrolle nach dem Platzen der Blase wieder zurückkam, sondern weil die Fed die Zinsen am kurzen Ende nicht mehr bewegen kann. Die Fed kann gegenwärtig am kurzen Ende der Ertragskurve nicht arbeiten, da die Fed Funds Rate nahe Null Prozent liegt. Weil die Zinsen sich am kurzen Ende nicht mehr viel nach unten bewegen, bringt die Arbeit dort nicht viel. Die Fed kann allerdings die Renditen am langen Ende nach unten treiben.
Die Hoffnung ist, dass der Rückgang der Rendite am langen Ende neue Investitionen und den Verbrauch (zusammen mit anderen Effekten wie eine Erhöhung der Ausfuhren wegen eines Rückgangs des Wechselkurses, obwohl es zurückgewiesen wird, dass die Fed mit QE II den Wert des US-Dollars schwächen will) ankurbelt. QE II ist nichts weiter als herkömmliche Geldpolitik, die sich entlang der Zinskurve bewegt.
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