Irlands Sparmassnahmen funktionieren nicht. Sie bestrafen die Öffentlichkeit für die Fehler der dummen Banker. „Was wir jetzt brauchen, ist einen anderen Jonathan Swift. Die meisten Menschen kennen Swift als den Autor von „Gulliver’s Travels“, schreibt Paul Krugman in seiner Freitagskolumne („Eating the Irish“) in NYT. Die jüngsten Ereignisse erinnern Krugman an Swifts Essay von 1729 „A Modest Proposal“, indem der Schriftsteller die bittere Armut der Iren beobachtet und eine Lösung bietet: Kinder als Nahrung verkaufen. „Ich garantiere, dass diese Speise etwas teuer sein wird. Aber es wäre angemessen für Hausbesitzer, die bereits die meisten Eltern gefressen haben. Und sie scheinen den besten Titel für die Kinder zu haben“, so Swift. OK, heute sind es nicht die Hausbesitzer, sondern die Banker, die das Volk verarmen und sie essen sie nicht, fügt Krugman hinzu. Nur ein Satirist könnte das, was heute mit Irland passiert, rechtfertigen. Die irische Geschichte begann mit einem echten Wirtschaftswunder. Aber das bereitete den Weg für eine spekulative Raserei, welche mit übermässigem Kredit finanziert wurde, durch die irische. Banken, v.a. aber durch die Banken aus anderen europäischen Ländern. Dann platzte die Blase. Und die Banken stehen jetzt grossen Verlusten gegenüber.
Man möchte annehmen, dass diejenigen, die das Geld an die Banken geliehen haben, die Verluste teilen würden. Nein. Die irische Regierung hat für die privaten Verluste der Banken Bürgschaften ausgestellt. Vor dem Platzen der Blase hatte Irland wenig Staatsverschuldung, betont Krugman. Aber seit dem die Steuerzahler für die gigantischen Verluste der Banken den Kopf hinhalten müssen, gerät die Kreditwürdigkeit des Landes in Schieflage. Jetzt versucht Irland, die Märkte mit einem rigorosen Sparprogramm zu beruhigen. Die Ausgabenkürzungen haben nun eine schwere Rezession ausgelöst. Es gibt aber keine Alternative, sagen die ernsthaften Leute (Very Serious People). Das alles sie notwendig, um Vertrauen wiederherzustellen. Merkwürdigerweise wird das Vertrauen nicht besser, hält Krugman fest. Im Gegenteil: Anleger haben bemerkt, dass die Sparmassnahmen depressiv auf die irische Wirtschaft wirken. Und sie sind daher auf der Flucht. Was jetzt? Irland hat am vergangenen Wochenende mit seinen Nachbarn zusammengesessen, um eine Rettungsaktion (bailout) zu organisieren. Was Irland verspricht, ist aber mehr Schmerz im Gegenzug für eine neue Kreditlinie. Das gibt Irland bestimmt mehr Zeit, um das Vertrauen wiederherzustellen. Aber die Märkte sind davon nicht beeindruckt, da die Zinslast auf Anleihen noch mehr steigen wird. Muss das sein? Die klugen Köpfe sagen, ja, Irland muss seinen Bürgern noch mehr Schmerzen zufügen, weil alles andere das Vertrauen untergraben würde. Irland befindet sich im dritten Jahr der Austerity. Das Vertrauen schmilzt jedoch dahin. Die Bevölkerung für die Sünden der Banker zu bestrafen, ist schlimmer als ein Verbrechen, fasst Krugman zusammen.
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