Montag, 22. November 2010

Will die Fed mit QE absichtlich den US-Dollar abschwächen?

Seit der Ankündigung der US-Notenbank am 3. November, für 600 Mrd. $ langlaufende US-Treasury Bonds am offenen Markt zu kaufen, steht ein Thema im Fokus der Kritik: Abwertungswettlauf des US-Dollars (competitive devaulation). Es gibt keine geldpolitische Absicht, einen bestimmten Wert für den US-Dollar zu verfolgen, sagte Dennis Lockhart, der Atlanta Fed-Präsident vergangene Woche. Natürlich ist der Dollar-Wechselkurs in Folge der Bemerkungen, die Fed-Präsident Ben Bernanke im August im Rahmen eines Economic Policy Symposium in Kansas City gemacht hat, gefallen. In diesem Zusammenhang unternimmt Dave Altig im macroblog der Atlanta Fed einen Versuch, zu erklären, wie die Geldpolitik funktioniert, indem er aber vorerst betont, dass es aus seiner Sicht, er ist Senior Vice President und Research Director in der Atlanta Fed, nicht angemessen ist, zum Wechselkurs des US-Dollars Stellung zu nehmen. Seiner Einschätzung nach replizieren  unkonventionelle Instrumente der Geldpolitik die traditionelle Geldpolitik.


US-Dollar Wechselkurs-Entwicklung, Graph: cnnmoney.com
Bernanke hat letzte Woche in Frankfurt mit Nachdruck unterstrichen, dass die Ziele und die Mechanismen sehr ähnlich sind,  obwohl Wertpapierkäufe ein anderes Instrument zur Durchführung der Geldpolitik darstellen als der bekanntere Ansatz zur Steuerung des Tagesgeldsatzes.

Wie wird die traditionelle Geldpolitik umgesetzt? Einfach ausgedrückt mit Offenmarktgeschäften durch Käufe von Vermögenswerten, insbesondere von US-Staatsanleihen. Obwohl die traditionelle Geldpolitik in Bezug auf die Zielvorgaben für die Fed Funds Rate (Leitzins) dargelegt wird, ist es eine Tatsache, dass die Zielvorgaben einfach ein Wegweiser dafür sind, wie gross die Offenmarktkäufe von Wertpapieren durch die Fed erfolgen sollen. Die Antwort ist, so gross oder klein wie nötig, um die Zielvorgaben der Fed zu erfüllen, erläutert Altig.


EUR / USD Wechelkurs, Graph: finance.yahoo.com

Wie funktioniert aber Geldpolitik? Die Zentralbank ändert die Zusammensetzung der Vermögenswerte in privaten Portfolios, indem sie mehr kurzfristige Liquidität bereitstellt. Sofern die zusätzliche Liquidität genau mit der erhöhten Nachfrage übereinstimmt, führt die Infusion von „cash“ zu einem Wiederausgleich von Portfolios (portfolio rebalancing), d.h. einer Verschiebung von Vermögenswerten. Die erhöhte Nachfrage nach diesen Vermögenswerten wirkt sich natürlich auf deren Renditen aus. Die Logik ist in den Lehrbüchern als geldpolitischer Transmissionsmechanismus hinlänglich bekannt. Es ist aber mehr oder weniger die Beschreibung davon, wie die gegenwärtige „nicht-traditionelle“ Geldpolitik durch Wertpapierkäufe funktionieren soll, wie Bernanke in Kansas City erklärt hat: Die Anleihekäufe funktionieren in erster Linie durch den sog. Portfolio-Balance-Kanal. Wenn die Zinssätze Null Grenze erreicht haben, nehmen die Anleihekäufe der Fed Einfluss auf die finanziellen Konditionen durch die Veränderung der Menge und der Beimischung der finanziellen Vermögenswerten im Portfolio der Privaten. Die Strategie der Fed beruht auf der Annahme, dass verschiedene finanzielle Vermögenswerte keine perfekte Substitution in den Portfolios der Anleger bieten, sodass Veränderungen des Angebots an verfügbaren Vermögenswerten für die Anleger auf die Renditen dieser und im grossen und ganzen ähnlicher Vermögenswerte auswirken, so Bernanke. Es wäre also keine Überraschung, wenn manche Portfolio-Wiederausgleiche, die mit Offenmarktgeschäften in Verbindung stehen, ihren Weg durch die Wechselkurse finden. Das gilt aber sowohl für die traditionelle als auch für die nicht-traditionelle Geldpolitik. Eine potenzielle Auswirkung auf den Wechselkurs macht den Wechselkurs daher nicht zum Ziel der Geldpolitik, traditionell oder anders, argumentiert Altig. 

Was am Ende zählt, ist, ob die Geldpolitik ihre Zielvorgaben eingehalten hat oder nicht. Die geldpolitischen Ziele der Fed streben keinen besonderen Dollar-Wechselkurs an. Die Deflationswahrscheinlichkeiten sind gemessen am Verlauf der TIPS (inflationsindexierten US-Staatsanleihen) seit der September-Sitzung der Fed zurückgegangen. Die Steuerung der Inflationserwartungen erfordert geldpolitische Massnahmen, die mit den erklärten Zielen der Fed im Einklang stehen, in diesem Fall sicherstellen, dass die Entwicklung der Inflationsrate in der gewünschten Zone bleibt. Der Beschluss des geldpolitischen Ausschusses (FOMC) der Fed vom November sollte daher in diesem Lichte gesehen werden, hält Lockhart fest.

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