Die Nothilfe für Irland scheint die Finanzmärkte nicht zu beruhigen. Die Angst um eine Ausweitung der europäischen Schuldenproblematik hat heute Aktien europaweit deutlich ins Minus gedrückt. Die Frage, ob die Inhaber von Staatspapieren in Finanznot in Zukunft zur Kasse gebeten werden, hängt wie das Damoklesschwert über den Märkten. Der spanische Ministerpräsident Zapatero wirbt zwar um Vertrauen, aber die Rendite für spanische Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit ist heute auf 5,48%, den höchsten Stand seit 2002 geklettert. Auch die CDS-Prämien auf die Staatsanleihen (Spanien und Portugal) legten heute kräftig zu. CDS-Spreads für Spanien: 354 (+29 Basispunkte) und für Portugal: 543 (+41 Basispunkte). Das sind Rekordwerte. Spanien (46 Mio. Einwohner) ist die viertgrösste Volkswirtschaft in der Euro-Zone. Während das spanische Finanzministerium zwei Bond-Emissionen für Dezember plant, wird im Markt darüber spekuliert, welches EU-Land als nächstes um Hilfe bitten wird.
Spanien, Rendite von Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit, Graph: Bloomberg.com
Deutschland konnte sich zwar mit der Forderung nicht durchsetzen, die Gläubiger am Krisenmechanismus in jedem Fall beizuziehen, aber die von Bundeskanzlerin Angela Merkel geforderte Beteiligung von Anleihegläubigern an den Kosten der künftigen Rettungsaktionen für EU-Länder hat eine grosse Unsicherheit auf den Märkten ausgelöst. Die Marktteilnehmer betrachten das ganze Geschehen als Krise der EWU. Die Eurozone ist eine Währungsunion, aber keine Fiskalunion. Der Stabilitätspakt reicht nicht aus, die Probleme in den Griff zu bekommen.
Spanien, Rendite von Staatsanleihen mit 10 Jahren Laufzeit (Tagesverlauf), Graph: FT Alphaville
Wenn man heute davon ausgeht, dass für die neuen Emissionen von Staatsanleihen ab der zweiten Jahreshälfte 2013 höhere Coupons winken, dann sieht man die Staatspapiere jetzt schon als schwach an. Der Merkel-Crash legt diese Wahrnehmung dar, kommentiert Harvinder Singh von RBS. Auf diese Weise kommt eine sich selbst erfüllende Prophezeiung in Gang. Die Analysten erwarten daher eine Flucht in die Qualität (flight to quality). Das heisst eine erhöhte Nachfrage nach German Bunds und US-Treasury Bonds.
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